Krieg um Frieden

■ Palästinensische Gruppen bekämpfen sich im Gaza-Streifen

Tel Aviv/Jerusalem (taz/dpa) — Ein neues Stillhalteabkommen soll die anhaltenden Auseinandersetzungen im israelisch besetzten Gaza-Streifen zwischen Anhängern der islamistischen Bewegung „Hamas“ und der Fatah-Gruppe der PLO endlich beenden: Vertreter beider Gruppen kamen am Montag abend überein, 18 lokale Komitees mit seiner Überwachung zu beauftragen, eine „Ethik-Kommission“ soll die Gründe für die Feindseligkeiten ermitteln. Wer das Abkommen übertrete, gelte als Kollaborateur Israels, heißt es. Die Einigung erfolgt auf ein blutiges Wochenende im Gaza-Streifen, bei dem sogar Mitglieder einer israelischen Spezialeinheit von Hamas- Demonstranten mit Fatah-Anhängern verwechselt und angegriffen wurden. Ein Hamas-Mitglied wurde daraufhin erschossen.

Seit Anfang Juli kommt es immer wieder zu solchen Zwischenfällen, die von wiederholten Abkommen nicht eingedämmt werden konnten. Dutzende von Palästinensern sind dabei zum Teil schwer verletzt worden. Der ursprüngliche Anlaß war eine Beschuldigung des militärischen Flügels von Hamas gegen Fatah: Diese habe Hamas-Führer auf eine Hitliste gesetzt. Doch die Streitereien haben auch einen tieferen politischen Hintergrund. Während Fatah, geführt von Yassir Arafat, den Nahost- Friedensprozeß unterstützt, ist Hamas gegen die israelisch-palästinensischen Verhandlungen.

Besonders seit dem Wahlsieg der israelischen Arbeitspartei unter Jizchak Rabin befürchtet Hamas, daß der Friedensprozeß bald zu intensiven Autonomieverhandlungen führt. Hamas akzeptiert keinen nichtislamischen Staat in Palästina. In Kreisen der palästinensischen Delegation bei den Friedensverhandlungen befürchtet man nun Sabotageaktionen seitens Hamas bis hin zu physischer Bedrohung einzelner Delegierter.

Ein Rechtsanwalt aus Gaza meint, Hamas „lenkt vom nationalen Widerstandskampf der Palästinenser gegen die Besatzer ab“. Die Auseinandersetzungen haben offensichtlich auch zu einem Popularitätsverlust der islamisch orientierten Bewegungen geführt. Bei Wahlen zur Industrie- und Handelskammer in der Westbank, die als Stimmungsbarometer gelten, errang die „Islamische Liste“ in der Stadt Qalqiliya nur einen Sitz gegen neun für die Fatah-treue „Nationale Liste“. a.w.