Ein Blauer vom Stromgiganten RWE

■ Hundert Mark bekommt vom Essener Energieriesen, wer ein stromsparendes Haushaltsgerät kauft

Essen (taz) — Wer sich Gefriertruhe, Kühlschrank, Spülautomat oder Waschmaschine kaufen will, sollte noch bis zum Herbst warten. Ab 1. Oktober nämlich zahlt die RWE Energie AG beim Erwerb eines jeden „überdurchschnittlich energiesparenden Haushaltsgeräts“ pauschal hundert Mark dazu. Dieses Angebot gilt für alle drei Millionen privaten RWE-Stromkunden in NRW, Niedersachsen und Rheinland-Pfalz. Das RWE hat in seinen 90 Kundenberatungsbüros Listen der bezuschußbaren Gerätschaften ausgelegt.

Das Förderprojekt heißt „100-Millionen- Energiesparprogramm für Privathaushalte“, soll also den Erwerb von rund einer Million neuer, stromsparender Elektrogeräte ankurbeln. Die Stromer hoffen, „Energiesparimpulse in den Haushalten auszulösen“ und so rund 120.000 Tonnen Kohlendioxid weniger in die Luft blasen zu müssen. Für den Vorstandsvorsitzenden Dietmar Kuhnt reiht sich das neue Projekt „nahtlos ein in unsere übrigen Umweltschutzaktivitäten“, zudem habe „rationeller Umgang mit Energie für uns Tradition“.

Keine Frage — das Programm des florierenden Stromkonzerns senkt seine Steuerbelastung und hebt das Öko-Image. Dennoch sieht es so aus, als würde das RWE doppelt zahlen: Neben den auf drei Jahre projektierten 100 Millionen Mark (entspricht pro Jahr gut 0,5 Promille vom Jahresumsatz) gehen ja Umsätze von projektiert etwa 210 Millionen Kilowatts verloren. Die allerdings sind, so paradox es scheint, durchaus gewollt. Denn ein großes ungelöstes Problem der Energieerzeuger sind heutzutage die hohen Tagesnachfragen und die geringe Auslastung während der Nachtstunden. Kohlekraftwerke kann man nicht flexibel rauf- und runterfahren, folglich wird für die Schlafenszeit viel Überschuß produziert, den die Industrie auch zu Dumpingpreisen nicht vollständig verbraucht. Die Sparanreize für Waschmachinen und Kühlschränke helfen also, das Tag-Nacht-Gefälle anzugleichen.

RWE-Chef Kuhnt deutet diese Zusammenhänge nur an. „In erster Linie“ laute der Geschäftszweck, „Strom zu erzeugen und zu verkaufen“. Wohl aber gelte es, „die eigenen Kraftwerke und Netze optimal zu nutzen“. Und dabei helfen die neuen Ausgaben Kosten sparen. Kuhnt: „Damit sind wir alle auf der Gewinnerseite.“ —müll—