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Den FIS-Führern drohen lebenslange Haftstrafen

Blida (AFP) — Im Prozeß gegen sieben Führer der algerischen Islamischen Heilsfront (FIS) wurde für gestern nachmittag das Plädoyer von Staatsanwalt Belkacem Boukhari erwartet. Der staatliche Rundfunk berichtete unter Berufung auf „Militärkreise“, der Staatsanwalt werde lebenslange Haft für FIS-Chef Abassi Madani und seinen Stellvertreter Ali Belhadj beantragen. Für die übrigen fünf Angeklagten wolle er Gefängnisstrafen zwischen 10 und 15 Jahren fordern. Gegen die Angeklagten könnte auch die Todesstrafe verhängt werden. Im Anschluß an das Plädoyer des Staatsanwalts wollten die Richter sich zur Beratung zurückziehen und nach Angaben von Prozeßbeobachtern entweder das Urteil verkünden oder aber eine erneute Vertagung verfügen.

Gestern vormittag hatten der frühere Regierungschef Sid Ahmed Ghozali, der Generalsekretär der Einheitspartei FLN, Abdelhamid Mehri, sowie der ehemalige Parlamentspräsident Abdelaziz Blekhadem als Zeugen ausgesagt. Sie waren nach Abschluß der Zeugenvernehmung auf Antrag der Verteidigung nachträglich vorgeladen worden. Mehri und Blekhadem wurden zu ihrer Vermittlerrolle zwischen FIS und Staatspräsidium nach der Krise im Juni 1991 befragt. Sie erklärten, sie hätten sich damals bemüht, „eine Lösung zu finden“. Die FIS sei nicht alleinverantworlich für die Vorfälle gewesen. Am 4. Juni war es zu Zusammenstößen zwischen Zehntausenden regierungsfeindlichen FIS- Demonstranten und den Sicherheitskräften gekommen, am 5. Juni hatte die Regierung den Ausnahmezustand verhängt.

Ghozali wurde über die Gespräche befragt, die er nach der Verhängung des Ausnahmezustands mit Madani und Belhadj führte. Die FIS- Führer hatten nach diesen Unterredungen das Ende des Generalstreiks verkündet, den die Partei im Mai begonnen hatte. Nach ihrer Festnahme am 30. Juni 1991 warfen Madani und Belhadj Ghozali vor, seine Versprechungen gebrochen zu haben, die streikenden Arbeiter zu reintegrieren, die FIS nicht aufzulösen und ihre Führer in Freiheit zu lassen.

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