Kein gemeinsames Holocaust-Denkmal

■ Bundesregierung will Extra-Mahnmal für Sinti und Roma unterstützen/ Shoah-Denkmal in Berlins Mitte

Berlin (taz/ap) — Die Bundesregierung hat sich gegen ein gemeinsames nationales Holocaust-Denkmal für die Juden und die Roma und Sinti ausgesprochen. Mit dieser gestern vom Sprecher des Bundesinnenministeriums, Franz-Josef Hammerl, bekanntgemachten Entscheidung ist behördlicherseits im jahrelangen Streit zwischen beiden Opfergruppen entschieden worden.

Romani Rose als Vorsitzender des Zentralrates der Sinti und Roma hatte seit Jahren auf ein gemeinsames Denkmal gedrängt, weil sowohl die Juden als auch die sogenannten Zigeuner „allein auf Grundlage ihrer biologischen Existenz systematisch vernichtet worden sind“. Vor wenigen Tagen hatte er deswegen den erkrankten Vorsitzenden des Zentrales der Juden in Deutschland, Heinz Galinski, um ein Gespräch mit dem Ziel „einer gemeinsamen Lösung“ gebeten und in diesem Sinne auch beim Berliner Kultursenator Ulrich Roloff-Momin vorgesprochen.

Das Bundesinnenministerium folgte nun aber dem Willen des Zentralrates der Juden, der sich Ende Juni auf eine getrennte Würdigung der Opfergruppen festgelegt hatte. „Die politische Bedeutung des Mordes an den Juden darf nicht verwischt werden“, so ihr Generalsekretär Micha Guttmann. „Dabei geht es nicht um die Frage, wer mehr gelitten hat.“ Dem schloß sich der Sprecher des Bundesinnenministeriums mit den Worten an, es gehe nicht darum, eine Opfergruppe herauszuheben, aber die Judenverfolgung im Dritten Reich sei einmalig. Das in der Nähe des ehemaligen „Führerbunkers“ in Berlin-Mitte geplante nationale Shoah-Mahnmal soll nun in die Realisierungsphase gehen, sobald der Bundestag die Mittel dafür freigegeben hat.

Andererseits schloß sich das Bundesinnenministerium jetzt dem Vorschlag des Berliner Kultursenators an, den Völkermord der Nazis an rund einer halben Million Sinti und Roma ebenfalls mit einer zentralen Gedenkstätte ins öffentliche Gedächtnis zu rufen.

Bisherige Vorschläge aus dem Umkreis der Berliner Sinti und Roma Union zielen darauf ab, dieses Mahnmal und eine dazugehörende Dokumentationsstätte entweder in Berlin- Marzahn oder aber in Stuttgart- Hohenasperg zu schaffen. Beide Orte stehen in engem Zusammenhang mit der rassistischen Verfolgung der „Zigeuner“, denn von dort aus wurden Sinti und Roma in Konzentrationslager verschleppt und ermordet. usche