Startschuß zur Fußball-WM

■ Schwulen-Sportverein "Startschuß e.V." ist kräftig gewachsen / Nächstes Ziel ist im Oktober die Fußball-Weltmeisterschaft in New York

„Startschuß

e.V.“ ist kräftig gewachsen / Nächstes

Ziel ist im Oktober die

Fußball-Weltmeisterschaft in New York

Drei gängige Vorurteile Homosexuellen gegenüber sind, daß sie weder pfeifen, werfen, noch Fußball spielen können. Darüber kann Hans Meins vom schwulen Sportverein Startschuß e. V. nur lachen. „Daß wir Fußball spielen können, haben wir beim taz-Freizeit-Kicker– Turnier ja wohl bewiesen. Immerhin sind wir Zweiter geworden“, berichtet der Rundlederfetischist beim Interview-Frühstück mit kernloser Waldfruchtmarmelade und Sahnejoghurts sichtbar stolz.

Gegründet wurde der Hamburger Verein im Mai 1990 als klare Absage an heterosexuelle Vereinsmeiereien. „Der Hauptgrund, weswegen Startschuß ins Leben gerufen wurde, ist, daß sich die meisten Schwulen nicht damit identifizieren konnten, in einen normalen Verein einzutreten“, so Meins weiter. „Mit den Heten und deren Männlichkeitswahn gab es immer Probleme. Wenn die mit ihren Frauengeschichten vom Wochenende anfingen, konnten wir natürlich nicht mitreden und fielen auf. Es war ein Versteckspiel, wie man es fast überall in unserer Gesellschaft spielen muß. Da hatten wir keine Lust mehr drauf.“

Zählte man beim Startschuß- Startschuß noch schlappe zehn Mitglieder, tummeln sich in den Hallen und auf den Feldern mittlerweile 170 spielfreudige Mannen in sechs verschiedenen Disziplinen. Lediglich in Berlin gibt es mit Vorspiel e.V. in Deutschland einen noch größeren schwulen Sportverein.

Neben Volleyball, Fußball, Badminton, Schwimmen und einer Fitnessgruppe wird seit kurzem auch ein Kurs in Selbstverteidigung angeboten, quasi als Richtigstellung eines weiteren Vorurteils — nämlich, daß Schwule sämtlich Tunten und Weicheier seien. Besonders interessant ist dieser Lehrgang natürlich für die „Cruiser-Fraktion“ (die Parkgänger), die mit Gaybashern (den Schwulenkloppern) am ärgsten zu tun haben.

Ansonsten kommen die Startschüßler mit den Heten nach eigenem Bekunden ganz gut klar, haben

aber ein ausgeprägtes Bedürfnis danach, von ihnen anerkannt zu werden. „Vor Spielen hören wir oft: 'Die Schwulis klatschen wir doch mit 15 Toren an die Wand.' Wenn wir dann gewinnen und nach dem Spiel die gegnerische und heterosexuelle Mannschaft ankommt und uns anerkennend auf die Schultern klopft, ist das schon eine große Bestätigung. Es gibt aber auch andere Reaktionen. Da heißt es dann: 'Scheiße, gegen die Schwuchteln verloren.' Damit kommen wir dann aber auch zurecht.“

Neben einem Erreichen des ersten Platzes beim taz-Turnier '93 stehen erst einmal die schwulen Fußballweltmeisterschaften in New York im Oktober auf der Wunschliste. In den USA ist europäischer Fußball die Schwulen-Sportart Nummer Eins, während sich in Deutschland die Homos noch Volleybälle zupritschen. Mit großen Erwartungen fiebert man auch den Gay Games '94, ebenfalls in New York, entgegen. Gregor Gerlach

Nähere Infos gibt es beim Infoladen Hein & Fiete, 240333.