Treibt mehr Kunst

■ Malerportraits von Stefan Szczesny: ein Lehrpfad durch die Kunsthalle

Wer die 13 Malerportraits des Müncheners Stefan Szczesny in der Bremer Kunsthalle anschauen will, kommt nicht umhin, eine Wanderung durch die gesamte Gemäldesammlung anzutreten. Das ist ein schöner Effekt: Szczesnys Bilder sind ganz ungewöhnlich gehängt: Das Dürer- Portrait findet sich in der Nachbarschaft von Cranach und Holbein; das Cezanne-Portrait bei den Impressionisten und Beckmann unter lauter Beckmanns - alles lange nicht gesehen, stimmts?

Und auf der Suche nach den Szczesnys unter der alten Kunst dämmert einem die alte Weisheit, daß der Weg das Ziel sei: nicht Szczesny also, sondern der Spaziergang durch die Kunsthalle.

Die poppigen Malerportraits von Szczesney lösen eine Betroffenheit aus, die nicht von der konventionellen Unverbindlichkeit der Portraits selber herrührt, sondern aus deren Kontrast zu ihrer Umgebung. Gegen die Ernsthaftigkeit und Aufrichtigkeit der Bilder in der Gemäldesammlung wirkt Szczesnys Kollagetechnik wie ein billiger Trick.

Durchaus geschickt nämlich synthetisiert er auf seinen Portraits alles, was selbst der ärgste Laie schon mal von dem jeweiligen Künstler gesehen, notfalls gehört hat: Monet mit dichtem Bart vor wildwucherndem Pflanzenhintergrund; Picassogesichter hinter und neben nackten Frauenkörpern und einem Profil mit kubistischer Nase. Dürer nicht ohne Hasen am unteren Bildrand und Gauguin nicht ohne Südseeschönheit und exotisches Gebüsch. (Wie rührend dagegen das Gauguin-Portrait eines unbekannten Malers aus dem letzten Jahrhundert, das Gauguin vor seinem südfranzösischen Haus bei der Arbeit zeigt, ganz einfach.)

Eklektizistisch wird Szczesneys Stil in der Kunstszene genannt, kein Vorwurf in postmoderner Zeit, die Stilgemisch, Zitate und Anspielungen liebt. Wenn aber das Ganze mehr sein soll als die Summe seiner Teile, dann muß Szczney passen. Seine synthetischen Portraits machen sich ein Bildnis des Portraitierten, das Vorurteile festmalt, statt sie aufzubrechen.

Sie sind ein Verstoß gegen das symbolische Bilderverbot, das für Gott ebenso gilt wie für die Menschen und die Dinge, die wir lieben. Szczesny liebt seine Vorbilder nicht genug. Zum Glück aber können wir ihnen unseren offenen Blick schenken. Die Ausstellung ist ein neuer Anlaß dazu. Cornelia Kurth

Noch bis zum 13.9.