Neues Leben für den Sodenmattsee

■ “Beatmungsgerät“ für 220.000 Mark / Zuviele Pisser im Wasser

In diesem Sommer war es mit den Badefreuden am Sodenmattsee in Huchting erst einmal vorbei. Zu viel Sonne und zu wenig Sauerstoff hatten Fäulnisprozesse und Bakterienwachstum so verschlimmert, daß der Baggersee die Gesundheit von Mensch und Fisch gefährdete. Doch das soll in Zukunft besser werden: Ein frisch installiertes Beatmungsgerät — im Fachjargon „Tiefenwasserbelüftungsanlage“ — soll den kranken Baggersee kurieren.

Die mit Sonnenenergie betriebene Belüftungsanlage „Polyp 40“ schwimmt wie eine künstliche Insel auf dem Sodenmattsee, saugt das sauerstoffarme Tiefenwasser ab und reichert es mit Sauerstoff an. Die künstliche Beatmung soll ermöglichen, daß überflüssige Nährstoffe und Algen wieder abgebaut werden können.

Ursache für den Sauerstoffmangel im Sodenmattsee ist vor allem überdüngtes Grundwasser aus der Landwirtschaft, das in den See fließt. „Außerdem pinkeln zu viele Badegäste beim Schwimmen, nämlich jeder zweite“, weiß der Gewässerökologe Michael Schirmer von der Uni Bremen, „obwohl es hier doch sehr schöne Toiletten gibt.“ Zu viele Enten und Möwen, die von Menschenhand gefüttert werden und lediglich ihren Kot im See zurücklassen, tun ihr übriges, um den Zustand des Gewässers zu verschlechtern.

Die in süddeutschen und österreichischen Seen bereits erprobte Belüftungsanlage kuriert jedoch nur die Symptome der Gewässerkrankheit Sauerstoffmangel: „Da die Nährstoffbelastung der Gewässer aber zum Teil durch nicht- bremische landwirtschaftliche Bodennutzung stammt, sind die Ursachen sehr schwer zu bekämpfen“, erklärt Uwe Lahl, Staatsrat beim Senator für Umweltschutz und Stadtentwicklung. Um die Badefreuden und Lebensqualität für die BremerInnen zu erhalten, müsse man sich um das Kurieren des Systems bemühen.

Im Auftrag des Wasserwirtschaftsamtes Bremen entwickelte die Firma Polyplan in Zusammenarbeit mit der Universität Bremen und Hannover die Tiefenwasserbelüftungsanlage für den Sodenmattsee. Rund 220.000 Mark kostete das Pilotprojekt; 60 Prozent stammen aus dem gemeinsamen Ökofond des Senators für Wirtschaft sowie des Senators für Umweltschutz und Stadtentwicklung, 40 Prozent wurden aus EG-Mitteln finanziert.

Innerhalb der nächsten fünf Jahre soll der Sodenmattsee gesunden, so daß „auch in tieferen Schichten wieder Tiere leben können“, so Gewässerökologe Schirmer. Augenblicklich sind Fische und anderes Getier nur in den warmen und sauerstoffreichen oberen vier Metern des Sees zu finden — zwei Drittel des Gewässers sind tot.

Mit einem Sprung ins kühle Naß des Sodenmattsees wird es aber trotz Beatmung in diesem Jahr nichts mehr werden. Erst wenn die Fische sich wieder in die die unteren Gewässerschichten des Sees vorwagen, wird das Badeverbot aufgehoben. sim