Geisteryacht in der Elbmündung

Eiserner Seebär nach Windböe badengegangen /  ■ Segeln will gelernt
sein

/ „Der Herr verschone mich ...“

Daß Segeln auch seine Tücken haben kann, mußte ein 62jähriger Holländer am Mittwoch nachmittag erfahren: Der Seebär hatte mit seiner 9,40 Meter langen Segelyacht „Mimosa“ unter Motor und gerefftem Großsegel flußaufwärts die Elbe befahren. Zwischen Cuxhaven und Brunsbüttel — genau vor „Tonne 37“ Altenbruch — passierte es: Eine Windböe erfaßte den Großbaum, der Weltenbummler, der leichtsinnigerweise keine Schwimmweste trug, wurde am Rücken getroffen, über Bord in die Elbekloake katapultiert. Seine Yacht, die überdies noch auf Automatiksteuerung geschaltet war, setzte die Fahrt ohne Kapitän führerlos fort.

Die Besatzung des Streifenboots „WS 1“ wurde zufällig Augenzeuge des Vorfalls, ließ sofort das „WS 1“-Tochterboot zu Wasser, um dem Pechvogel aus der Patsche zu helfen. Nachdem der hilflos im Wasser treibende Schiffseigner gerettet war, nahm „WS 1“ die Verfolgung der eigenwilligen Geisteryacht auf. Nach nur vier Minuten Abwesenheit konnte der leicht verletzte und durchnäßte Segler wieder an Bord seiner „Mimosa“ abgesetzt werden und das Ruder übernehmen.

Bevor der eiserne Seebär jedoch am Horizont verschwand, mußte die „WS 1“ noch einmal helfend eingreifen: Über Funk warnten die Wasserschutzpolizisten ein auf Kurs liegendes Tankmotorschiff, damit es durch ein Ausweichmanöver den Weltenbummler nicht erneut baden gehen ließ. Polizeisprecher Dankmar Lund hämisch zu dem Vorfall: „Der Segelspruch: 'Der Herr verschone mich vor einer Flaute, mit dem Wind werde ich schon selbst fertig‘, hat nur dann Geltung, wenn die Hamburger Wasserschutzpolizei in der Nähe ist.“ Kai von Appen