Wurde "Una" gequält?

■ Prozeß um mutmaßliche Mißhandlung eines Kamels geplatzt/Verwundetes Tier posierte für Dreharbeiten vor der Kamera

geplatzt / Verwundetes Tier posierte für Dreharbeiten vor der Kamera

TierschützerInnen haben Zirkusse immer wieder auf dem Kieker, weil die Tiere in den Boxen und Käfigen oftmals nicht sachgerecht gehalten, regelrecht gequält werden. Und so ganz tierfreundlich soll Zirkusdirektor Bill Sandro Frank mit seinem Kamel „Una“ auch nicht umgegangen sein. Laut Anklage der Hamburger Staatsan-

1waltschaft soll Frank im Herbst vergangenen Jahres das „Wirbeltier“ (Strafprozeßordnung) „langanhaltenden Schmerzen ausgesetzt“ haben.

„Una“ war in jenen Herbsttagen während einer Vorstellung von einem liebestollen Affen in den Hals gebissen worden und hatte eine klaffende Wunde davongetragen.

1Doch statt für das Kamel sofort einen Arzt zu holen, soll Frank das Tier am 14. Oktober in einen viel zu kleinen Pferdeanhänger gepfercht haben.

In dem Gefährt ging es von der Weser an die Elbe, wo „Una“ in Wellingsbüttel als Star eines Films vor der Kamera stand. Und auch die Nacht zwischen den Dreharbeiten, so zumindest die Anklage, mußte das Höckertier im Pferdewagen verbringen, bis der alarmierte Hamburger Tierschutzverein das „Huftier“ (Duden) erlöste. Als „Una“ endlich ärztliche Hilfe bekam, sei die Wunde bereits von Maden-Eiern übersät und entzündet gewesen.

Frank wollte sich auf Anraten seines Verteidigers gestern zum Vorwurf nicht äußern. Sehr zum Unmut von Amtsrichter Schaake, dem nach eigenen Angaben die „Frank-Sippe“ nicht unbekannt ist. Schon aus zahlreichen Tierschutzprozessen kennt er sie. Der Mann in der schwarzen Robe setzte das Verfahren aus, um dem 41jährigen Zirkusdirektor mit einem Großaufgebot an Zeugen den Prozeß zu machen. Kai von Appen