Weichspüler im Ohr

■ Die Dire Straits verwöhnten in der Alsterdorfer Sporthalle 7 000 Fans mit Lenor-Songs und einigen Überraschungen

verwöhnten in der Alsterdorfer Sporthalle 7000 Fans mit Lenor-Songs und einigen Überraschungen

Money for nothing? Vor der Halle gehen die Karten zu Dumping-Preisen weg. 30 Mark, 20 Mark, 10 Mark für ein Ticket, das eigentlich 60 kosten sollte. Dire Straits in Hamburg. Kein ausverkauftes Volksparkstadion, statt dessen eine mühsame Begründung der Agentur für den Umzug in die Sporthalle: Es habe keine passende Bühne angemietet werden können. Will die denn keiner mehr hören? Money for nothing?

Verwaschene Jeans, weißes T-Shirt, ein blaues Stirnband kaschiert das lichte Haar, Wildlederstiefel, der Rechte leicht nach vorne geschoben. Mark Knopfler, Sänger, Produzent und vor allem Gitarrist der Dire Straits. Der erste Riff, warme, weiche Klänge, Lenor im Ohr. „Calling Elvis“, womit hätte er denn auch sonst einsteigen sollen, als mit der ersten Single- Auskopplung aus der aktuellen CD On every street. Diejenigen unter den 7000 Zuhörern, die Mark Knopfler einen Langweiler nennen, dürfen sich bestätigt fühlen — bis Chris Witten (Drums) und Danny Cummings (Percussion) loslegen, im feinen Duett den Weichspüler für einen Moment aus dem Gehör trommeln und mit ihm die Skepsis der Fans. Trotz der gewohnt miserablen Sporthallen-Akustik, die zunächst jeden Trommelschlag zu vervierfachen scheint, die die Techniker aber an diesem Abend immer besser in den Griff bekommen.

14000 Arme hoch. „Walk of life“. Natürlich wollen die Fans die alten Lieder hören. Die Halle tobt, und wenn es nur noch 4000 Arme sind, genügt ein kurzer Break des Meisters, eine Geste. Jubel, begeistertes Trampeln eines Publikums, das viel Ähnlichkeit hat mit den dezent gekleideten Musikern. Kein buntes Haar weit und breit.

Knopfler bedient sich seiner Macht nur einmal, spielt sich sonst nicht in den Vordergrund, den ihm sein virtuoses Spiel ohnehin sichert. Er läßt seinen Musikern Platz, besonders Chris White darf mit Saxophon, Klarinette und Querflöte für jene Kontraste sorgen, die auf den Alben der Dire- Straits nur allzu oft fehlen.

Vielleicht zu selten wird der oft als Schmuse-Klangbrei verschmähte Sound so gebrochen, wie es Knopfler und Co. bei ihrem Uralt-Hit „Sultans of Swing“ gelingt. Beginnend in klassischer Viererbesetzung, Reminiszenz an die Anfänge der Gruppe, variieren die Dire- Straits das Stück, bauen beinahe zu bombastische Klangkaskaden und enden in fast sphärischen Klängen, die den amerikanischen Pop-Rock zurück in die Londoner Clubs zu holen scheint. Das Money war durchaus gut angelegt, auch wenn die Dire Straits nicht, wie auf der Eintrittskarte garantiert, „über 2 1/2 Stunden“ spielten. Uli Exner