Krise um Uni- Belagerung hält an

Tel Aviv (taz) — In der von israelischen Militärs belagerten Westbank- Universität An-Najah wurde gestern eine Entscheidung des neuen Ministerpräsidenten Jitzhak Rabin erwartet. Über zweitausend palästinensische Studenten werden dort seit Dienstag früh festgehalten (siehe taz vom 14.7.) Die US-Regierung hat alle Seiten aufgerufen, den Konflikt ohne Blutvergießen beizulegen. Von israelischer Seite wird weiterhin behauptet, daß sich innerhalb des Campus „bewaffnete Terroristen“ versteckt hielten. Gestern hatte sich zumindest tagsüber die Lage nicht verändert. Die Armee hielt den Campus weiterhin umzingelt, die Bewohner der Stadt Nablus und Umgebung leben unter Ausgangssperre, und das ganze Gebiet ist weiterhin militärische Sperrzone.

In Nablus wurden die Palästinenser in den besetzten Gebieten unterdessen dazu aufgerufen, aus Protest gegen die Einsperrung einen Hungerstreik zu beginnen. Der PLO- Vorsitzende Jassir Arafat warnte vor einem erneuten Aufstand. Aus einer der Militärkommandostellen in der Westbank hieß es, daß die Truppen um den Campus sogar noch verstärkt werden sollen. Bislang gebe es aber keinen Befehl, in die Universitätsgebäude vorzudringen. Die Militärbehörden lehnen die Forderung der Studenten nach freiem Abzug vom Campus weiterhin ab. Die Studenten weigern sich, auf die Bedingung der Armee einzugehen, nach der sich jede(r) einzelne einer Leibesvisitation unterziehen soll.

In einem Interview mit dem israelischen Fernsehen beschuldigte Rabin indirekt die Regierung Schamir, für den Vorfall verantwortlich zu sein. Er sei nicht darüber informiert gewesen, daß am Anfang der Woche in dieser Universität Wahlen zum Studentenrat stattfinden sollten. Andernfalls hätte man die Militärbehörden angewiesen, Sorge dafür zu tragen, daß die Wahlen entsprechend überwacht werden und das Eintreten bewaffneter Personen in den Campus unterbunden wird. Rabin vertrat die Auffassung, daß die „bewaffneten Personen“ offenbar die Aufgabe gehabt hätten, einen „Wahlsieg der Fatah zu garantieren“. Soweit Ministerpräsident Rabin.

Von israelischer Seite hieß es gestern auch, es sollten noch im Laufe des Tages Verhandlungen über den Konflikt aufgenommen werden, um einen Kompromiß auszuhandeln. Feisal Husseini, Mitglieder der palästinensischen Delegation bei den Nahostverhandlungen und andere palästinensische Persönlichkeiten befinden sich zur Zeit in Nablus im Gebäude des „Roten Halbmondes“, einer ähnlichen Organisation wie dem „Roten Kreuz“, um eine Eskalation des Konfliktes zu verhindern. Aus palästinensischen Quellen wurde berichtet, überall in den besetzten Gebieten seien Komitees zur Vorbereitung des Hungerstreiks gebildet worden. Amos Wollin