Der Norden taut ab

■ Der I. Volleyball-Club Hamburg steht vor der Auflösung

steht vor der Auflösung

„Die Spieler sind ungemein positiv“, freute sich Günter Ploß, seines Zeichens Vorsitzender der erst im vergangenen Jahr aus der Taufe gehobenen Konstruktion 1.VC Hamburg. Nur noch bis Sonntag allerdings, haben sie geschworen, wollen sie dem Präsidium um Ploß Gelegenheit geben, ihnen eine sichere Zukunft als Volleyballteam zu geben. Wenn dies nicht der Fall sein sollte – und nichts deutet darauf hin, daß es anders werden könnte – würden sich die Mannen um Kapitän Frank Mackerodt künftig anderswo umgucken. Mackerodt beispielsweise würde den Volleyballsport ganz an den Nagel hängen, Spieler wie Jörg Ahmann, Markus Zehnder oder Oliver Heitmann haben angekündigt, sich einen neuen Verein zu suchen.

Hintergrund: Der 1.VC Hamburg, der aus der Konkursmasse des aus dem HSV durch dessen Präsidenten Jürgen Hunke herausgeworfenen HLSV hervorgegangen ist, hat für die neue Spielzeit (Beginn: September) keinen neuen Sponsor. Der alte, der japanische Unterhaltungselektronikkonzern Sharp, hat sein Engagement eingestellt. 350.000 Mark fehlen seitdem in der Vereinskasse – und kein neuer Gönner ist in Sicht. Die Zuschauereinnahmen reichen längst nicht, die Mindestsumme von 300.000 Mark zu decken. Ohne Sponsor, lehrt dieses Beispiel, ist in einer Randsportart wie Vollyball nichts zu bestellen: Das Medieninteresse tendiert gegen Null, das des Publikums gleichfalls. Vollyball ist populär an Schulen und bei Sportlehrern, sommers an Stränden und winters in Turnhallen, doch professionell betrieben ist das Spiel mit Netz und Baggern weniger erhebend und unterhaltsam als ein durchschnittliches Kreisligaspiel in Nordfriesland.

Selbst die Qualifikation der Hamburger für den Europapokal der Pokalsieger war in Hamburger Vorstandsetagen nicht Ausweis genug, den einen oder anderen Hunderttausender aus den Marketingetats zu leiern. Ploß:„Der Himmel ist bewölkt“. Womöglich müsse aus dem Verein die Frauenabteilung geworfen werden – Einsparsumme: 50.000 Mark. Der Versuch des 1.VC Hamburg, nach einem Jahr wieder unter die Fittiche des HSV zu schlüpfen, schlug fehl: Der HSV ist selbst ratlos, wie er seine Amateurbereiche vor dem Aus retten soll.

Ploß, immer optimistisch, bedauert bereits jetzt:„Wenn der 1.VC Hamburg die Saison nicht beginnen kann, ist der Spitzenvolleyball im Norden tot“. Es gibt niemanden, der ihm da widersprechen wird. Ob jemand Interesse hat, dies tun zu wollen, läßt Ploß unbeantwortet: „Vielleicht klappt's in letzter Minute“. Arne Fohlin