Der Autotelefonklau geht um

■ 93.000 der 650.000 zugelassenen Autotelefone sind gestohlen gemeldet

Nicht einmal die gut gesicherte Limousine von Peter-Michael Diestel hinderte Langfinger, das Funktelefon des brandenburgischen CDU-Politikers zu stehlen. Ähnlich erging es kurz zuvor dem Fraktionschef des Bündnis 90 im Brandenburger Landtag, Günter Nooke. Die rund 5000 Mark teuren Mobiltelefone haben nicht nur bei Politikern und Geschäftsleuten, sondern auch bei Dieben Konjunktur. Die Versicherungen fürchten in diesem Jahr einen Schaden von 130 Millionen Mark.

In Hannover und Hamburg hat die Polizei Sonderermittlungsgruppen gebildet, um den Langfingern das Handwerk zu legen — ohne Erfolg. Von den im vergangenen Jahr in Hannover gemeldeten rund 1.400 Mobiltelefonen waren im Frühjahr 1992 über die Hälfte gestohlen. In Hamburg verschwinden Monat für Monat 450 Geräte. In Lübeck sind es mit 209 schon jetzt mehr als doppelt so viele wie im gesamten Vorjahr.

Bevorzugte Tatorte sind vor allem Hotelgaragen und sonstige Abstellplätze von Autos der Oberklasse. Die Täter sind nach Auffassung der Polizei meist Drogenabhängige. Für ein mobiles Telefon gebe auf dem Schwarzmarkt 1 500 Mark — ein Autoradio bringe bei höherem Risiko oft nur 30 Mark.

Die Aufklärungsquote ist –ziemlich niedrig“, räumt ein Sprecher des Landeskriminalamtes Rheinland-Pfalz ein. Nur gelegentlich gelingt es bei Razzien, ein paar Telefone sicherzustellen — wie im Juli in Hannover, als acht Geräte gefunden wurden.

Nach Angaben des Verbandes der Sachversicherer in Köln sind bundesweit rund 93.000 der zur Zeit 650.000 zugelassenen Geräte gestohlen. Die Versicherer haben daraus ihre Lehren gezogen: Wegen des großen Risikos sind bei der Hälfte der 50 Versicherer keine Policen mehr für Mobiltelefone zu bekommen.

Bei den verbleibenden Unternehmen kostet der separate Schutz eines Mobiltelefons zwischen 450 und 650 Mark im Jahr. Die nach oben schnellenden Zahl der Diebstähle treibe „ganze Versicherungssparten in die Miesen“, erklärt Klaus-Dieter Meyer von der Hamburger Iduna. Seine Gesellschaft habe im Vorjahr für 900.000 Mark Schäden beglichen — und nur 200.000 Mark eingenommen.

Experten raten allen Mobiltelefon-Besitzern, das Gerät stets beim Verlassen des Wagens mitzuschleppen. dpa