piwik no script img

„Ein Herz für Junkies“

■ Betr.: taz Bremen vom 6.7.1992, Richtigstellung

Im taz-Artikel „Ein Herz für Junkies“ vom 6.7.92 zu der geplanten Containeraufstellung für Drogenabhängige in Oberneuland bin ich falsch bzw. sinnentstellend zitiert worden.

Alldieweil ich mich nicht für eine pauschale Polemik im Tenor „Alle Oberneulander Bürger und Lokalpolitiker befleißigen sich einer scheinheiligen Doppelmoral“ mißbrauchen lasse, hier folgende Richtigstellung:

Ich habe im Telefongespräch mit Markus Daschner nicht gesagt, Oberneuland sei als Standort für die Container untragbar bzw. die Junkies seien für den Stadtteil ungeeignet, weil sie sich in einer solch großen Gruppe selbst destabilisieren.

Vielmehr habe ich dem Autor und zuvor auch in der Öffentlichkeit deutlich meine Überzeugung kundgetan, daß auch Oberneuland aus moralischer Verpflichtung Junkies (und andere Randgruppen) aufzunehmen hat.

Den ins Auge gefaßten Standort halte ich allerdings aus den verschiedensten Gründen für kaum erträglich. Daß ich als Grüner bei einer geplanten Sammelunterbringung von 40 bis 50 (ohnehin reichlich mit Problemen belasteten) Menschen unter letztlich menschenunwürdigen Bedingungen nicht jubiliere, ist vielleicht verständlich.

In dem Artikel wird weiterhin der Anschein erweckt, als verschanzte ich mich hinter der von mir beim Ortstermin konstatierten progromartigen Stimmung in Teilen der dort aufgetretenen Bevölkerung. Ich war vom Autor lediglich um eine Einschätzung der (mehrheitlichen ?) Bürgermeinung gebeten worden, die es meines Erachtens zumindest schwer machen wird, in kurzer Zeit eine hinreichende Akzeptanz für die Unterbringung von Junkies in Oberneuland zu erzielen.

Dennoch möchte ich erreichen, daß Unterkünfte für Drogenabhängige in diesem Stadtteil gefunden werden: Ein weniger problematischer Standort für Container und/oder — und viel besser noch — kleinere Wohneinheiten für meinethalben je zehn bis zwölf Menschen, durch Ankauf von Altbauten, Neubau oder Aufstellung von Kampahäusern.

Sollten in den nächsten Monaten partout keine Alternativen zu realisieren sein, werde ich selbstredend dem projektierten Containerstandort als Notlösung zustimmen.

Frank Bauer, für die GRÜNEN im Beirat Oberneuland

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen