Soundcheck: Steve Coleman & Five Elements

SOUNDCHECK

Gehört: Steve Coleman & Five Elements. Den 1956 in Chicago geborenen Saxophonisten Steve Coleman interessieren die Lorbeeren, mit denen er von den Medien überschüttet wird, nicht. Er besitzt wohl das nötige Selbstbewußtsein um zu wissen, daß er sich schon jetzt seinen Platz im Pantheon der Jazzgrößen erobert hat. Seine treue Fan-Gemeinde verfolgte am Samstagabend in der gut besuchten Fabrik Colemans Wanderungen auf den Tonleitern mit Spannung, egal mit welcher Combo er gerade seine blitzschnelle Akrobatik auf dem Alt-Saxophon vorführte.

Im Quartett des Bassisten Dave Holland zeigt er sich von seiner introvertierten Seite und spielt mo-

dernen Jazz. Mit seiner eigenen Gruppe Five Elements empfiehlt Coleman sich mit einer eindrucksvollen Jazzrock-Funk-Rap-Mischung auch für ein Auditorium jenseits der herkömmlichen Jazzgrenze. Es gibt allerdings keine Plattenaufnahme des in New York lebenden Konservatoriumsabsolventen mit der Formation, die in der Fabrik auftrat.

Die Fabrik-Atmosphäre scheint Coleman zu lieben; gleich am Anfang ordnete der junge Musiker an, die Bühnenbeleuchtung auf Halbdunkel zu stellen und spielte in bester Laune in einem weichen Gelblicht mit Andy Milne am Piano, dem exzellenten David Gilmore an der Gitarre, dem Bassisten Reggie Washington und dem Schlagzeuger Gene Lake zwei berauschende improvisationsvolle Sets. Von seinen vierminütigen exakt konstruierten Kompositionen war wenig wiederzuerkennen. Die Five Elements begaben sich in zwanzigminütige Abenteuer, in denen die rhythmischen Jazzrock-Motive in einer Geschwindigkeit wechselten, daß das mitschwingende Tanzbein nicht mithalten konnte. Trotz der Schnelligkeit mit der sich Colemans Finger auf den Knöpfen seines Saxophons bewegten, klang die Musik nicht hektisch; sie erzählte vielmehr Großstadtgeschichten, lebhafte und bewegliche Bilder deren Impulse in Brooklyn verwurzelt sind.

Ein hartes Stück Arbeit mußten bisweilen allerdings die Begleitmusiker leisten, um Colemans präzise kalkulierten Umwandlungen zu verfolgen. Nikos Theodorakopulos