Auf den Hund gekommen

■ Hundesport: Mit Frauchen oder Herrchen über Wiesen und Felder

hierhin bitte die

händeschüttelnden Hundebesitzerinnen

Hundesport: Damit der zwischenmenschliche Kontakt nicht am knurrenden Vierbeiner scheitert.

Ob kniehoher Strubbel-Mischling oder reinrassiger Dobermann: Der Hund ist im Gegensatz zu Frauchen oder Herrchen von Natur aus sportlich. Wer es seinem Vierbeiner gleichtun will und mit dem „treuesten Freund“ des Menschen um die Wette über Wald und Wiesen, über Hürden oder durch Slalomtore rennen möchte, dem sei der Hundesport ans Herz gelegt.

Rund 600 AnhängerInnen des Hundesports sind in Bremen in den Vereinen des Deutschen Verbands der Gebrauchshundsportvereine e.V. (DVG) organisiert. Im sogenannten Breitensport trainieren Menschen und Hunde aller Art auf dem Übungsplatz ihr sportliches Können.

Im Bremer Polizeihund-Verein — wo Polizisten eher selten anzutreffen sind — finden sich jeden Sonntagmorgen über 40 Mensch-Hund-Paare ein, um zu laufen und zu springen — und natürlich um mit den anderen Mitgliedern in epischer Breite über den Hund an sich zu klönen.

„Dem Hund macht es Spaß, und ich finde es auch nicht schlecht, ein bißchen in Form zu bleiben“, erzählt Gabi Osmann, Besitzerin der zweijährigen Rottweiler-Hündin Sandy. Doch nicht alle Hundesportvereine gefielen ihr so gut: „In manchen wird der Hund als reines Sportgerät betrachtet — wenn er es nicht bringt, wird er abgeschrieben.“

„Wir sind kein Rassezuchtverein“, erklärt der Vorsitzende des Polizeihundesports, Horst Liedecker, „bei uns ist jeder Hund willkommen.“ Und die dazugehörigen BesitzerInnen natürlich

auch. Im Hunde-Breitensport können die Mitglieder mit ihren geliebten Vierbeinern für den Vierkampf üben: im Gleichschritt den Slalomlauf, mit hohen Sprüngen über Hürden, wie ein geölter Blitz über Treppen und Fäßchen oder mit Ausdauer über das Gelände. Und so manches Frauchen oder Herrchen erntet erstaunte Hundeblicke, wenn mensch nach kurzer Strecke heftig hechelt und keucht. Aber Übung macht auch hier den Meister — wer ordentlich trainiert, kann schon bald an Hundesport- Wettkämpfen im ganzen Bundesgebiet teilnehmen und goldene Kränzchen und Pokale gewinnen.

„Der Hundesport setzt voraus, daß der Hund gehorsam ist“, erklärt Vorsitzender Liedeker. Denn: „Er muß den Besitzer als Rudelführer anerkennen. Deshalb darf sich der Hund niemals mit seinem Willen durchsetzen.“ Schließlich sieht der Vierbeiner den Menschen als seinesgleichen und muß mit ihm zwangsläufig um die Führung raufen. „Einen Hund mit menschlichen Maßstäben zu messen, ist der größte Fehler“, weiß Liedeker aus seiner 30jährigen Hundeerfahrung. Besonders ab dem siebten Monat eines Hundelebens — das beginnt nämlich seine Pubertät — ist aus dem süßen Welpen oft ein richtiger Halbstarker geworden, aufmüpfig und ungehorsam, und er versucht, jede Chance zu nutzen, um Rudelführer zu werden. Wer sich jetzt nicht gegenüber seinem Vierbeiner durchsetzt, kann den Gehorsam für immer vergessen — und damit den Hundesport.

Noch wichtiger ist der Gehor

sam bei der 'Schutzhundausbildung', dem zweiten Standbein des Hundesports. Unterordnung ist dort eine der Disziplinen in der Ausbildung. Außerdem lernt der Hund hier, Fährten zu suchen, unbefugte Personen aufzuspüren und anzubellen sowie Eindringlinge auf Befehl anzugreifen. Unumstritten ist diese Ausbildung allerdings nicht. Unter den Hundesportvereinen gibt es auch so einige böse Buben, die diese Variante übertreiben. „Manche Vereine hängen zu sehr an dem alten Zopf 'Schutzhundausbildung“, meint Liedeker, „aber Hundebesitzer, die ihre Komplexe durch einen großen Rottweiler ausgleichen wollen, sind bei uns schneller wieder draußen, als sie gucken können.“ Der Tierschutzverein hält Schutzhundsport für „puren Unsinn“ und lehnt es strikt ab, einen Hund als Waffe auszubilden.

Doch die echten HundesportlerInnen betrifft das nicht. Der gemeinsame Bewegungsdrang von Hund und Mensch soll auf Feld- und Waldwegen, über Stock und Stein ausgelebt werden — und dabei soll der treue Vierbeiner keinesfalls FahrradfahrerInnen ins Bein beißen und sich auch für seine Artgenossen nicht mehr interessieren als für seinen Trainingslauf. Und Liedeker ist überzeugt: „Wenn man den Breitensport richtig betreibt, macht es den Hunden genauso viel Spaß wie den Menschen.“ Silke Mertins