„Die Autos müssen in die Stadt"

■ BrePark-Chef Peter Rienäcker über neue Aufgaben der Parkplatz GmbH

Die Bremer Parkplatz GmbH betreibt derzeit neun Parkhäuser in Bremen mit insgesamt 4.850 Stellplätzen. Peter Rienäcker ist Geschäftsführer des stadteigenen Unternehmens, das einen Umsatz von 15 Millionen jährlich erwirtschaftet und 65 Beschäftigte hat.

Bislang waren Parkhäuser ein Wunschkind der Politik. Jetzt sind Sie in der Innenstadt eher unerwünschte Einrichtungen. Wie reagiert die BrePark auf diese Entwicklung?

Peter Rienäcker: Die Bremer Parkplatz GmbH versteht sich als Instrument der städtischen Verkehrspolitik. In den 70er bis Anfang der 80er Jahre stand der Bau von Parkhäusern im Mittelpunkt. Das war auch wünschensert, um eine Alternative zum Straßenparken zu bieten. Wenn man schon mit dem Auto in die Innenstadt fährt, sind Parkhäuser ja auch die stadtverträglichere Art es unterzustellen. Daß jetzt alle Verkehrsträger gleichberechtigt werden sollen, führt dazu, daß wir verstärkt die Kooperation mit der BSAG angehen. Das dokumentiert sich in Park&Ride und Bike&Ride-Anlagen.

Man kann über die Reduzierung von Stellplätzen ja erst reden, wenn man Alternativen anbietet, die nicht nur ÖPNV heißen können. Für die Autofahrer, die ÖPNV-mäßig unterversorgt sind, muß die Möglichkeit bestehen, mit Auto und Bahn in die Stadt zu kommen.

Es wird aber Veränderung im Konzept der BrePark geben. Sie werden ihre Stammkunden enttäuschen müssen, indem sie für Dauerparken erheblich mehr nehmen, um Platz für Kurzeitparker zu schaffen. Können Sie denen das erklären? Das bedarf keiner großen Erklärung. Der Anteil der Dauerparker macht maximal 25 Prozent aus. Wir sind da mit der Verkehrspolitik und mit der BSAG durchaus in einem Boot, wenn wir sagen, daß die Berufseinpendler möglichst umsteigen sollen. Unsere Dauerparker sind keine motorisierten Berufseinpendler. Das sind Anwälte, Schiffsmakler oder Ärzte, die bewegen ihr Auto ja auch zwischendurch. Da wird man kaum eine große Reduktion herbeiführen können. Wir sind uns einig, daß der Berufseinpendlerverkehr aus der Stadt 'raus muß. Wenn wir da Alternativen anbieten, andererseits aber die Überwachung intensivieren und die vielen illegalen, aber auch die legalen Bordsteinparkplätze abbauen, dann haben wir schon ein bißchen autofreie Stadt.

Ein bißchen wenig, oder?

Es gibt kaum einen Begriff, der undifferenzierter gebraucht wird. Die meisten verstehen unter „autofrei“ nur autoarme, autoreduzierte Stadt. Wenn es uns ge

Peter Rienäcker, hinter seinem Arbeitstisch eine historische Bremen-Ansicht

(ohne Parkhäuser) Foto: Tristan Vankann

lingt, das Erscheinungsbild der Stadt freizumachen vom ruhenden Verkehr am Straßenrand, wenn es uns gelingt, nur so viel Autos in die Stadt zu lassen, daß sie in den vorhandenen Parkhäusern untergebracht werden können, dann haben wir viele negativen Folgen nicht. Parksuchverkehr findet ja nur statt, weil die Leute einen kostenlosen Parkplatz am Straßenrand suchen.

Ist es denn vernünftig, daß Sie für behaustes Parken zuständig sind und die Innenbehörde für die Bewirtschaftung und Überwachung der Parkplätze am Straßenrand?

Wir sind auf dem Wege zu einem modernen Dienstleistungsunternehmen. Das soll sogar dazu führen, daß wir unseren Namen etwas anpassen. Wir wollen uns in Zukunft „Gesellschaft für Parkhausbewirtschaftung und — Management mbh“ nennen. Das umschreibt mehr als Bau und Betrieb von Parkhäusern. Das ist die Bewirtschaftung des öffentlichen Parkraums schlechthin.

Bis zum Knöllchenschreiben?

Man kann nur in das Parkgeschehen eingreifen, wenn auch eine konsequente Überwachung stattfindet. Das ist das A und O. Das Knöllchenschreiben ist aber eigentlich eine hoheitliche Auf

gabe, also Sache des Innensenators. Aber man kann das aufteilen. Wir könnten die Verkehrsübertretung feststellen und die Daten an die hoheitliche Stelle weitergeben.

In der Innenstadt gibt es ein paar Parkhäuser, die würden da heute nicht mehr gebaut. Zum Beispiel die Katharina. Sehen Sie Möglichkeiten, von diesen Parkhäusern wegzukommen?

Dieses Grundstück kann man vielleicht besser nutzen als für ein Parkhaus, auch ökonomisch. Ich könnte mir schon vorstellen, daß man die Katharina eines Tages auf den Haken nimmt und auf das Dach des Parkhauses am Brill setzt. Dann würde man die Kapazitäten insgesamt erhalten und den Standort für andere Nutzungen gewinnen.

Aber im Koalitionsvertrag ist es anders geregelt. Wenn die Katharina zugemacht wird, gäbe es keinen Ersatz.

Das würde Konsequenzen für unsere Rentabilität haben. Wenn man uns Aufgaben wie Bike&Ride oder Park&Ride übertragen will, dann sind das defizitäre Dinge. Dafür brauchen wir eine Finanzquelle, und das kann nicht der bremische Haushalt sein. Da liefern die Innenstadtparkhäuser die Ressourcen, um diese Aufgaben zu erfüllen.

Und es gibt noch einen anderen Aspekt: Wir müssen erst einmal das Bordsteinparken in Parkhausparken überführen. Und dann kann man Alternativen am Stadtrand schaffen. Wenn Sie das alles haben, dann können Sie nach und nach Autos aus der Innenstadt rausnehmen und auf die am Rand gelegenen Anlagen verweisen. Sonst bleiben die Einkaufsverkehre weg. Die sagen: Bremen will mich nicht haben, dann fahr ich eben zum Weserpark oder nach Oldenburg. Das ist eine sehr sensible Gradwanderung. Da darf man nicht zu scharf 'rangehen.

Wie ist die ökonomische Situation der BrePark?

Wir gehörden zu den städtischen Unternehemn, die Gewinne machen. Nach unserer Satzung sind wir verpflichtet, diese Gewinne im Unternehmen zu behalten. Wir verwenden sie für Investitionen, wie jetzt für die Bike&Ride Anlagen. Da sind mal eben 400.000 Mark fällig. Oder das Parkhaus Lübecker Straße. Das kostet mal eben drei Millionen, das zahlen wir zum großen Teil. Und dafür brauchen wir die finanzielle Basis.

Macht Ihnen das Umsteuern ökonomische Sorgen?

Wenn Parkhäuser ersatzlos geschlossen werden, wird es problematisch. Gut, wenn die Überwachung unsere Aufgabe sein würde, dann würden wir dafür auch ein Entgelt bekommen. Es ist auch angedacht, den Bau und die Bewirtschaftung der Parkuhren zu übernehmen. Aber große Sprünge können wir nur mit der Finanzquelle Innenstadtparkhäuser machen.

Schreiben alle Häuser Schwarze Zahlen?

Das Problem ist: je verkehrspolitisch problematischer sie sind, um so schwärzer sind die Zahlen.

Im Herbst soll die Innenstadt an einigen Wochenenden probeweise ganz autofrei werden.

Ich habe das in den Koalitionsvereinbarungen auch gelesen. Aber ich habe bislang noch nichts davon gehört. Ich bezweifle, daß das in diesem Jahr stattfindet, sonst müßten die Vorbereitungen viel weiter sein. Daß ein solcher Modellversuch funktionieren würde, glaube ich nicht.

Was steht denn Ihrer Ansicht nach am Ende des beginnenden Umsteuerungsprozesses?

Ich gehe davon aus, daß wir dann hoffentlich mehr Parkhäuser bewirtschaften. Die Zahl der Stellplätze wird steigen, aber immer mehr Anlagen werden in die Peripherie verlagert. Die Stadt muß auch für Autos offen sein, damit sie lebensfähig bleibt. Der essentielle Autoverkehr muß hinein kommen können, aber in stadtverträglicher Weise.

Fragen: Holger Bruns-Kösters