Dschungelkrieg

■ Russische Panzer auf afrikanischen Abwegen

Berlin (taz) — Sierra Leone, das kleine Diamantenland in Westafrika, ist eines der ärmsten Länder der Welt. Doch wenn es um Krieg geht, ist nichts zu teuer. Panzer und anderes Gerät, so die Wochenzeitung New National, läßt die Regierung aus Rußland einfliegen, um die Guerilla „National Patriotic Front“ aus Liberia unter ihrem Führer Charles Taylor, die auch im Osten Sierra Leones agiert, zu besiegen. „Die Regierung“ — das ist seit zweieinhalb Monaten ein Militärrat mit einem 27jährigen Brigadeleutnant namens Valentine Strasser an der Spitze. „Wir befinden uns im Krieg mit Charles Taylor“, sagte der jüngste Staatschef der Welt kürzlich auf seiner ersten internationalen Pressekonferenz in Dakar. Gekämpft hat Strasser selbst — erst als Mitglied der westafrikanischen Friedenstruppe in Liberia, dann an Sierra Leones „Ostfront“. Zögerliches Verhalten ist von ihm also nicht zu erwarten. Die New National wurde nach ihrem Bericht verboten. Solange sie ihre Quellen nicht offenlegt, darf sie nicht erscheinen. Doch wie kann in einem Land, dessen Wirtschaftsführer alle miteinander verwandt sind, und wo, wie der Präsident beklagt, „es keine Elektrizität gibt und die Telefone nicht funktionieren“, ein derartiger Waffendeal geheim bleiben? D.J.