Gerechtigkeit in deutschen Landen

■ Komitee-Gründungsfieber/ Diestel will lieber eine Partei / Gysi will keine

Berlin (taz) — Im Bezirk Marzahn gründeten am Samstag vormittag 60 Leute das erste Berliner Komitee für Gerechtigkeit. Gelassener im Ton als in Dresden, aber inhaltlich mit denselben Forderungen nach Mietenstopp, Arbeitsplätzen und mehr Unterstützung für die EinheitsverliererInnen, beschloß die Versammlung, zunächst mit einem Aufruf weitere Menschen zur Mitarbeit in Arbeitsgruppen zu gewinnen. Mehrere TeilnehmerInnen betonten, sie wollten sich lokal für ihre Interessen engagieren, keine Ressentiments gegen Westdeutsche schüren, und begriffen die Komitees ausdrücklich als Beitrag zur Einigung. Ebenfalls in Ost- Berlin, im Bezirk Hohenschönhausen, gründeten 13 Leute zunächst ein „Initiativkomitee“.

Weitere Gerechtigkeitskomitees entstanden am Wochenende in Weimar und Belzig. In Chemnitz, Rudolstadt, in den Ostberliner Bezirken Pankow, Hellersdorf und Weißensee und auch in Bremen laufen die Vorbereitungen. Nach Angaben der Berliner Koordinierungsstelle haben sich dort bis zum Samstag aus 62 ostdeutschen und 24 westdeutschen Städten 1.000 Menschen als AnsprechpartnerInnen für Komiteegründungen gemeldet. In Magdeburg arbeitet seit dem Wochenende ebenfalls ein Koordinierungsbüro für Sachsen-Anhalt.

Gregor Gysi kündigte für das kommende Frühjahr einen Bundeskongreß der Komitees an und sprach sich erneut gegen eine Partei aus. Sein Partner Peter-Michael Diestel hingegen erzählte der Bunten, er fände es „toll“, aus der CDU ausgeschlossen zu werden, und drohte einmal mehr damit, doch eine eigene Partei aufzumachen — wohl nicht zuletzt, damit ihn sich die Christdemokraten endlich vornehmen. bm