Klett-Menschen als Irre und als Ameisenbären

Nach den ersten beiden nahezu ausverkauften Vorstellungen bei Mimen Possen Poesie, dem zweiten internationalen Festival der Clowns und Pantomimen im St.Pauli Theater, hatte die Schweizer Truppe Flexibelle während ihres Gastspiels am Sonntag - wie eigentlich jeder, der ein bißchen abseitig seinen Künsten nachgeht - unter eher mangelndem Publikumsinteresse zu leiden. Denn wie fast immer sind die wenigsten da, wo es am meisten zu sehen gibt. Vor halb gefülltem Saal konnten die drei wendigen Körper-Künstlerinnen und ihr männlicher Mitbieger mit ihrem von Ideen überschäumenden Programm Klettomanie brillieren.

Mit schlichten Mitteln - lediglich zwei schwarzen und zwei weißen, unablässig knisternden und sich verklettenden Anzügen - verwandelten die Schweizer die Bühne in ein abstraktes Reich der verbo(r)genen Möglichkeiten.

Vom Menschenhaufen in Zwangsjacken mutierten die Akteure zu Ameisenbären, die von Staubsaugergeräuschen begleitet wurden, oder nahmen das Aussehen von gerupften Hühnern an. Das Ganze mag zwar hirnverbrannt klingen, doch den vier Flexiblen gelang es, ihre karikierenden Ideen mit ein paar Handgriffen in ein überzeugendes Licht zu rücken.

Der Höhepunkt nach 50 Minuten war leider auch schon das Finale. Wie Irre hefteten sich die Körper aneinander, schleppten sich gegenseitig über die Bühne, trennten sich ruckartig voneinander, nur um im nächsten Augenblick kopfüber am Klettanzug des nächsten Partners zu kleben. Sehr bedauerlich, daß das Programm in Hamburg vorerst nicht mehr zu sehen ist. gag