Aus der Lummertüte

■ Heinrich Lummer für Zwangsmaßnahmen gegen Aids

Berlin/Bonn. Den Aids-Kongreß in Amsterdam nahm der Berliner CDU-Bundestagsabgeordnete Heinrich Lummer zum Anlaß, um sich mit drastischen Forderungen mal wieder medienwirksam in Szene zu setzen. Wir dokumentieren im Wortlaut aus der Lummertüte.

»Die Gelassenheit, ja Gleichgültigkeit der Öffentlichkeit und vieler Politiker ist angesichts der überaus ernsten Lage unverständlich. Aids ist eine der gefährlichsten Seuchen seit den Tagen der Pest im 14.Jahrhundert. Die Zeit der braven Aufklärungsbroschüren und des Kondomverteilens muß jetzt vorbei sein. Jetzt brauchen wir konsequente Maßnahmen nach Maßgabe des Bundesseuchengesetzes. Zunächst muß die derzeitige anonyme Berichtspflicht der Testlabore durch eine echte Meldepflicht ersetzt werden. Außerdem müssen in ganz anderem Umfang Aids-Tests durchgeführt werden. Es sollte selbstverständlich werden, einige Monate nach einer Reise in tropische Länder einen Aids-Test durchführen zu lassen. Hier sollte notfalls ein gewisser Druck ausgeübt werden. Außerdem sollten besonders betroffene Bevölkerungsgruppen, zum Beispiel männliche Singles in westdeutschen Ballungsräumen, massenhaft, aber zunächst noch freiwillig, durch direktes Anschreiben der Gesundheitsämter zu Aids-Tests aufgefordert werden. Falls dieses Angebot nicht in angemessenem Umfang genutzt wird, muß auch Zwang angewendet werden. Das Bundesseuchengesetz stellt hier ausreichend Möglichkeiten zur Verfügung. Der Terrorismus hat bisher ungefähr 50 Menschenleben gefordert, hat aber die ganze Nation jahrelang in Atem gehalten. Nun sterben buchstäblich 100.000 junge Menschen, aber niemand sieht die Notwendigkeit, etwas zu tun.« taz