KOMMENTAR
: Smogsonde als Maßstab

■ Die SPD könnte in der Verkehrspolitik mehr erreichen

Die Zulassungszahlen von Autos und Lastwagen zeigen steil nach oben. Waren es in den Jahren 1988 und 1989 noch jeweils etwa 65.000 fabrikneue Fahrzeuge, die Berlins Straßen zusätzlich verkraften mußten, so wurden ein Jahr später bereits mehr als 81.000 Blechkisten und Motorräder neu angemeldet. Im gleichen Jahr stellte Umweltsenator Hassemer fest, daß im Westteil der Stadt 75Prozent der Kohlenmonoxid- und 56Prozent der Stickoxidbelastungen durch den Autoverkehr verursacht werden. Aus den Auspüffen werden zudem 26.000 Tonnen hochgiftiger Kohlenwasserstoffe gepustet. Die Autoindustrie rechnet mit weiteren Umsatzsteigerungen, der Umweltsenator erwartet, daß bis zum Jahr 2000 die Rußpartikel aus Dieselmotoren um ein Viertel zunehmen. Doch keiner will die zusätzlichen Umweltbelastungen in Kauf nehmen — auch die CDU nicht. Die Unionspolitiker wollen den Verkehr ebenfalls entlasten.

Insofern peilen CDUler, SPD-Genossen und Bürgerinitiativen alle dasselbe Ziel an. Auch wenn Betonköpfe in SPD und CDU Ökologen gerne als Autogegner diffamieren: Um Auto ja oder nein geht es in der Verkehrspolitik nicht. Entscheidend ist nur eins: Wie viele Schadstoffe bleiben unterm Strich? Die SPD hätte sich mit der CDU darauf einigen sollen, daß die Luftbelastung wenigstens nicht zunimmt. Ob ein Meter Straße ausgerollt oder ein Meter Busspur eingerollt wird, müßte mit Hilfe von Smog-Sensoren entschieden werden: Schlagen sie nach dem Eingriff seltener Alarm? Dann würde sich vielleicht zeigen, daß es gar keinen Erfolg darstellt, daß die SPD der CDU 240 Kilometer »Busbeschleunigung« abhandeln konnte. Denn mit 85 Kilometer Autobahnneubau und Stadtringausbau droht die Luftverschmutzung perfekt zu werden. Und nicht nur jene werden dann im Stau stehen, die freie Fahrt für freie Bürger forderten, sondern wir alle. Dirk Wildt