Unterm Strich

Ein Kunstwerk des Bildhauers Richard Serra sorgt derzeit in Saarbrücken für Aufruhr. Der 52jährige US-Avantgardist hat Ende April auf dem Gelände der Saar-Universität eine seiner mächtigen Stahlskulpturen aufstellt, sie heißt „Torque“ (Drehmoment), ist fast 17 Meter hoch und wiegt 200 Tonnen. Das wäre ja nun nicht weiter schlimm. Aber die Hochschule ächzt seit einiger Zeit unter rigiden Sparzwängen. Daher protestieren die Studenten gegen das neue Serra-Monument, das mit 923.000 DM auch einen monumentalen, zum Teil aus öffentlichen Kassen bezahlten Preis hat. Lange bevor Saar-Ministerpräsident Oskar Lafontaine (SPD) die sechs aneinandergelehnten Platten im September offiziell an die Uni übergeben kann, sind die Spuren des Studenten-Zorns bereits unübersehbar. „Verschwendung“ steht in Graffiti-Lettern auf dem schwarzem Stahl, „Kunst ist seltsam“ hat ein anderer Serra- Gegner hinzugefügt. Die Kritik richtet sich jedoch nicht allein gegen den künstlerischen Wert der Skulptur, sondern vor allem dagegen, in Zeiten eines harten Sparkurses im Hochschulbereich knapp eine Million Mark für Kunst lockerzumachen, während die SPD-Landesregierung Hochschulpläne verabschiedete, nach denen bis 1995 elf Professorenstellen gestrichen werden sollen. Wann endlich wird das Geld für Kunst an den richtigen Stellen abgezweigt werden?

Am Samstag beginnen in Bayreuth die 81. Richard-Wagner-Festspiele. Den Auftakt bildet eine modifizierte Wiederaufnahme der Oper „Tannhäuser“ in der Inszenierung des Festspielleiters Wolfgang Wagner, eines Enkels des großen Komponisten. Dirigieren wird Donald C. Runnicles. Ihr Bayreuth-Debüt geben in der weitgehend neuen Besetzung Wolfgang Schmidt als Tannhäuser und die Dänin Tina Kiberg als Elisabeth. Ein Highlight der Festspiele, während derer bis zum 28.August insgesamt 30 Aufführungen gezeigt werden, ist sicher der erste Bayreuth-Auftritt des spanischen Startenors Placido Domingo. Er singt am 17. und 20.August anstelle von Poul Elming den Parsifal. Zum letzten Mal wird in diesem Jahr „Der Ring des Nibelungen“ gegeben. Für das nächste Jahr hat Heiner Müller angekündigt, „Tristan und Isolde“ mit Siegfried Jerusalem und Waltraud Meier in den Titelrollen neu zu inszenieren. Als Dirigent wird ihm Daniel Barenboim zur Seite stehen. 1994 soll es dann einen neuen „Ring“ in der Regie von Alfred Kirchner und unter dem Taktstock von James Levine geben. Wie üblich sind die Festspiele bereits seit Ende des vorigen Jahres restlos ausverkauft.

Ein völlig neu erarbeitetes Nachschlagewerk zur Natur Europas hat der Mosaik Verlag (München), eine Tochter des Medienkonzerns Bertelsmann, vorgestellt. Die zwölf Bände umfassende „Natur- Enzyklopädie Europas“, ideell unterstützt vom World Wide Fund for Nature (WWF), bietet auf 4.320 Seiten eine Gesamtübersicht der Tier- und Pflanzenwelt in Vergangenheit und Gegenwart. Vom Archäopteryx bis zum Zwitscher-Heupferd wird der Naturschatz in rund 16.000 Farbfotos, 6.000 Grafiken und 1.500 Karten detailliert dargestellt. Der stolze Preis der kompletten Enzyklopädie beträgt 2.475 Mark.