Ministerium verzögert Skinhead-Prozeß

Eberswalde (dpa/taz) — Das Potsdamer Innenministerium verzögert im Prozeß um die Tötung des Angolaners Amadeu Antonio weiterhin die Aufklärung des stark kritisierten Polizeieinsatzes. Der Vorsitzende Richter des Bezirksgerichts Frankfurt/Oder, Hartmut Kamp, sagte am Montag, das Ministerium überlege immer noch, ob es dem Beamten eine Aussagegenehmigung erteile, der den Einsatz in der Nacht zum 25. November 1990 leitete. In jener Nacht hatten Anhänger der rechten Szene Eberswalde den Angolaner angegriffen, der an den Folgen des Überfalls starb. Diese Genehmigung würde vermutlich Rückschlüsse auf die Polizeitaktik bei der Beobachtung rechtsextremistischer Gruppen geben, hieß es. Nach Aussagen eines Beamten einige Verhandlungstage zuvor hatte es Befehle gegeben, den sich in der Tatnacht gebildeten Zug von Rechtsextremisten nur zu beobachten. Durch die Weigerung des Ministeriums konnte der Einsatzleiter bereits das zweite Mal nicht abschließend vernommen werden. Wegen des fragwürdigen Verhaltens der Polizei hatte die Staatsanwaltschaft Frankfurt/Oder vor rund einer Woche ein Ermittlungsverfahren gegen zwei Beamte eingeleitet, die bei der Tötung Antonios nicht eingeschritten waren. In dem bereits acht Verhandlungstage laufenden Prozeß sind fünf Mitglieder der rechten Szene wegen Körperverletzung mit Todesfolge angeklagt.