"Keine Kinderknechte"

■ Autoknacker-Kid raste in den Tod/Jugendknäste kein Patentrezept

/ Jugendknäste kein Patentrezept

Viele haben ein solches Unglück befrüchtet. Auf der Bergedorfer Straße sind gestern zwei Autoknacker-Kids schwer verunglückt. Ein bislang unidentifizierter 10-13jähriger Junge raste dabei in den Tod, der berüchtigte 13jährige Hamburger Autoknacker Dennis kam mit leichten Verletzungen davon.

Der Unfall ereignete sich gegen 3.28 Uhr auf der gefürchteten B5 bei der Ortseinfahrt Lohbrügge. Bei Tempo 120 bis 150 km/h, so die Polizeirekonstruktion, verlor der Lenker des Richtung Bergedorf fahrenden Opel-Rekords die Gewalt über das Auto, kam nach links ab und prallte frontal gegen eine Backsteinmauer. Durch die Wucht des Aufpralls überschlug sich der Wagen mehrfach und blieb auf dem Dach liegen. Während Dennis offensichtlich aus dem Auto geschleudert wurde, wurde sein Kumpane unter dem Blech begraben und starb an der Unfallstelle.

Gegenüber der Polizei gab Dennis später an, er habe den anderen Jugendlichen, den er weiter nicht kenne, zufällig getroffen, als dieser gerade mit dem am Morgen zuvor in Lohbrügge geklauten Opel herumkutschierte. Er sei daraufhin eingesteigen und mitgefahren, bis der Unfall passierte. Die Polizei prüft allerdings, ob diese „total verwegene Version“ stimmt oder ob nicht Denis der Pkw-Lenker war.

Beim Kinder- und Jugend-Notdienst (KJND), bei dem Dennis Stammkunde ist, hat der Unfall Betroffenheit ausgelöst. Dennoch wandte sich KJND-Leiter Klaus Schmidt gegen etwaige neue Forderungen nach Jugendknästen. Schmidt: „Rückkehr in die gesicherte Unterbringung ist keine Alternative.“ Dennis gehöre einer Gruppe von Jugendlicher an, die sich durch die Autokackerei selbst „Bestärkung, Anerkennung und Heldentum“ vermitteln und die Erwachsenen ärgern wollen. Schmidt: „Jugendliche, auf denen die Gesellschaft sehr viel abgeladen hat.“ Nur durch intensive Betreuung könne den Kindern mit derartigen „schlimmen Biographien“ geholfen werden, so Schmidt. „Ein pädagogisches Patentrezept gibt es allerdings nicht.“

Für Schmidt müsse die Betreuung von Problemjugendlichen, deren Zahl durch Drogen, Arbeitslosigkeit und Wohnungsnot immer mehr zunehme, im Vorstadium beginnen. Im Fall Dennis könne es zwar jetzt sein, daß verstärkte Sicherungsmaßnahmen notwenig seien, sofern der Unfall den Kids keinen „Kick“ gegeben habe, eine Internierung komme aber nicht in Frage. Schmidt: „Institutionalisierte Kinderknechterei ist kein Patentrezept.“ Kai von Appen