Hamburgs Flächendurst

■ Bürgermeister Hans-Jürgen Krupp will mehr Land für mehr Wachstum

für mehr Wachstum

„Die Chancen als Wachstumsregion in Europa realisieren“ will Wirtschaftssenator Hans-Jürgen Krupp. Da Hamburg derzeit boomt und neue Firmen anzieht wie ein Magnet, wird es eng in der Hansestadt. Also müssen immer mehr Grund und Boden den ansiedlungsbereiten Firmen zum Opfer fallen.

Krupp rechnet damit, daß zukünftig pro Jahr etwa 30 Hektar städtische Flächen für neue oder expandierende Betriebe zur Verfügung gestellt werden müssen. Über 40 Hektar bereits erschlossene Reserve-Flächen verfügt die Stadt bereits, weitere 150 Hektar Boden sollen in den nächsten Jahren zu Gewerbeflächen gemacht werden.

Weil die Innenstadt, aber auch Hamburgs Norden, bis auf wenige kleine Ansiedlungslücken über keine Freiflächen mehr verfügt, wird der Schwerpunkt der zukünftigen Gewerbeansiedlungen südlich der Elbe liegen. Allein in Allermöhe wird derzeit ein 80 Hektar großes Gebiet für den Zuzug neuer Betriebe vorbereitet; am Bergedorfer Brookdeich sollen elf, in Harburg 18 Hektar Gewerbegebiet entstehen. Stolzes Resümee von Hans- Jürgen Krupp: „Bis zur Jahrtausendwende ist das Angebot an Gewerbeflächen gesichert.“

Allerdings betont Hamburgs Bürgermeister-Vize, daß nicht mehr alle Betriebe auf Hamburger Stadt- und Steuergebiet eine neue Heimat finden können. „Wir können nicht, um unsere Kassen kurzfristig zu füllen, alle städtischen Flächen so verplanen, daß wir in ein paar Jahren keine Spielräume mehr haben“, betont Krupp. Deshalb will er die norddeutsche Kooperation bei der Flächenvergabe ausweiten. Während Hamburg und Schleswig-Holstein schon oft gemeinsam beraten würden, wo ein Unternehmen angesiedelt werden soll, lasse die Kooperation mit Niedersachsen und Mecklenburg- Vorpommern noch zu wünschen übrig.

Um aber trotzdem möglichst viele Hamburger Gewerbeflächen zu erhalten, will der Senat auf Anregung der Handelskammer nun mit einem neuen Erschließungsprogramm private Grundeigentümer motivieren, bisher ungenutzte Privatgrundstücke zügig für eine gewerbliche Nutzung bereitzustellen. Die Stadt übernimmt deshalb in den kommenden drei Jahren 20 Prozent der Erschließungskosten für solche Flächen, wenn sichergestellt ist, daß sie anschließend von kleinen und mittleren Unternehmen genutzt werden.

Insgesamt will die Wirtschaftsbehörde 1993 14,5 Millionen Mark für die Erschließung von Industrie- und Gewerbeflächen ausgeben. Für das sogenannte Renaval-Programm, mit dem vor allem brachliegende Gewerbegrundstücke reaktiviert werden sollen, stehen noch einmal 9,5 Millionen Mark zur Verfügung. Marco Carini