: Macho-Verwaltungen auf die Reihe kriegen
■ Stellenpolitik der Verkehrsverwaltung trifft bei Abgeordneten auf Kritik/ Leitende Posten auch für Frauen/ Holzhüter (SPD) und Schütze (CDU) einig: Männer allein können keine repräsentative Politik machen/ Universitätsausbildung reformieren
Berlin. Die Stellenpolitik der Verkehrsverwaltung beschäftigt möglicherweise bald das Parlament. Wie die taz berichtete, sind in der Verwaltung An der Urania mit einer Ausnahme alle leitenden Posten von Männern besetzt. Ingrid Holzhüter, frauenpolitische Sprecherin der SPD, will sich mit Verkehrssenator Herwig Hasse (CDU) über das Thema unterhalten.
Wenn er keinen Weg aufzeige, wie zukünftig auch Frauen leitende Posten bekommen, dann werde sie beantragen, daß sich das Berliner Abgeordnetenhaus mit dieser Stellenpolitik beschäftigt. Die Parlamentarierin: »Wir müssen die Macho-Verwaltungen auf die Reihe kriegen.«
Die Verkehrsverwaltung hatte ihre Schwierigkeit, die Posten der Referats- und Abteilungsleiter und des Staatssekretärs weiblich zu besetzen, damit begründet, daß sich keine Frauen bewerben würden. Wenn das stimme, könne der Senator dem Problem begegnen, indem er innerhalb des Hauses Frauen weiterqualifiziert, schlug Ingrid Holzhüter im Gespräch mit der taz vor. Denn: »Männer werden pausenlos befördert.«
Auch die Grundausbildung im Fachbereich Verkehrswesen der Technischen Universität solle »entrümpelt« werden, wenn dort Dinge gelehrt würden, die Verkehrsplaner später nicht bräuchten. Da Frauen offenbar gerade von dem technisch orientierten Grundstudium bisher abgeschreckt würden, müsse bei einer Änderung des Studiengangs künftig auf das weibliche Geschlecht besonders Rücksicht genommen werden. Der Numerus clausus sei bei den Juristen schließlich auch gelockert worden, damit Männer, die im Durchschnitt schlechtere Abiturzeugnisse haben, in diesem Fach zugelassen würden.
Der Behauptung der Verkehrsverwaltung, daß eine reine Männerverwaltung bei der Verkehrsplanung alle gesellschaftlichen Gruppen berücksichtige, widersprach die SPD- Abgeordnete ebenfalls. Frauen hätten einen ganz anderen Blick auf die Stadt, in der sie lebten, und würden ihre Umwelt mehr zu Fuß erforschen. Auch während des ÖTV- und BVG-Streiks im vergangenen Mai sei ihr aufgefallen, daß diese Zeit für Frauen sehr viel anstrengender gewesen sei, da sie weniger Auto fahren als Männer.
Diethard Schütze, hochschulpolitischer Sprecher der CDU, bezweifelte ebenfalls, daß Politik repräsentativ sein kann, wenn sie nur von Männern gemacht werde. In der Verkehrsverwaltung sollten deshalb mehr Frauen in leitenden Positionen vertreten sein — auch wenn er persönlich nicht auf einer Quotierung bestehe.
Wenn Frauen durch das Grundstudium vom Fachbereich Verkehrswesen abgeschreckt würden, müsse man diskutieren, ob die Ausbildung reformiert werden sollte. Dirk Wildt
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen