FRANK ZAPPA UND DER „GELBE HAI“ IN FRANKFURT

Advokaten werden überleben

Frankfurt/Main (taz) — Die lebende Legende Francis „Frank“ Vincent Zappa (51) hat wie kein anderer die White-Anglo-Saxon Persons (W.A.S.P.) in den USA und ihre Repräsentanten durch den Kakao gezogen und dabei selbst das „Allerheiligste“ — die „catholic girls in their little white dresses“ — nicht verschont: „They're sucking cocks on backstage to see some bigger Rock-Groups for free“ („Joe's Garage“). Frank Zappa war mit seinen Mothers of Invention der schnauzbärtige Bürgerschreck der späten sechziger und frühen siebziger Jahre. Auch auf seinen späteren, musikalisch voll durchgestylten Alben spuckte der begnadete Musiker griechischer Abstammung noch immer Gift und Galle gegen die US-Society mit ihren verklemmten Rambos und den apfelkuchenbackenden Müttern auf den Wohltätigkeitsbasaren.

In Frankfurt erklärte Mr. Zappa gestern auf einer Pressekonferenz, daß im postindustriellen Amerika ohnehin nur noch Rechtsanwälte und Hamburgerfresser auf Dauer überleben könnten. Der kettenrauchende Meister aller Musikklassen war in die Mainmetropole gekommen, um PR-Arbeit für sein jüngstes Projekt zu leisten: „The Yellow Shark“ — ein E-Musik-Werk, das er im September in der Alten Oper zusammen mit dem Frankfurter Ensemble Modern und dem Tanztheater LaLaLa Human Steps im Rahmen einer Uraufführung in Szene setzen wird. Der „Gelbe Hai“ sei nicht der Titel seiner Komposition, sagte Zappa, sondern das Motto des Abends. Daß der Plastikhai, auf dem Podium, eigentlich ein „Swordfish“ war, trug zum Amusement des Mannes bei, der in den letzten Jahren hauptsächlich das sogenannte Synclavier bearbeitete, um Musik zu kreieren und aufzuzeichen, die er für unspielbar hielt — „bis ich auf das Ensemble Modern traf“.

Fest steht, daß der alte Zappa dabei ist, sich von seinem Provo- und Rock-Image aus den 60er und 70er Jahren endgültig zu verabschieden — auch wenn seine Haare wieder lang wie zu „freak out“-Zeiten sind. In einer Reihe mit Komponisten zeitgenössischer E-Musik wie Varese oder Boulez zu stehen sei für einen „alten Mann“ am Ende doch erstrebenswerter, als mit den Doobie Brothers oder mit Ice-T in einem Atemzug genannt zu werden, sagte ein gutgelaunter Zappa. Auf die Frage, ob er noch immer politische Ambitionen habe, erklärte der Mann aus Los Angeles, daß er „für diesen Job nicht mehr gesund genug“ sei. Er ist an Prostata-Krebs erkrankt.

Der Unternehmer Zappa hat 1990 die „Why Not?“-AG gegründet. Die Firma ist auf dem Sektor der Lizenzvergabe, der Unternehmensberatung und der angewandten Sozialwissenschaften tätig und soll Verbindungen zwischen westlichen Unternehmen und dem Ostblock knüpfen. Zappa besitzt eine Plattenfirma, eine Handelsgesellschaft und gründete 1987 die Firma „Monker Home Video“. Angefangen habe das alles mit einem kleinen Aufruf auf der zweiten LP der Mothers, deren Cover u.a. Zappas Brustwarzen zierten: „Send us money, as much, as you can!“ Zappa grinste breit — und zündete sich eine neue Zigarette an. Klaus-Peter Klingelschmitt