Schwerfällige Geburt

■ Pyramid op de punt beim Festival Mimen, Possen, Poesie

beim Festival Mimen, Possen, Poesie

Fünf Säulenstümpfe stehen auf der Bühne. Sie beginnen zu rotieren, zu lärmen und ihre Position zu verändern. In jedem der Hohlkörper ist ein Mensch gefangen - fünf Monaden, die in der folgenden Stunde vorführen wollen, wie lust-, mühevoll und schmerzlich die Befreiung und Einordnung in eine Gesellschaft ist.

Die Sozialisations-Performance wurde im Rahmen des Festivals Mimen, Possen, Poesie Dienstagabend im St. Pauli-Theater von der belgischen Gruppe Pyramid op de punt dargeboten. Das Säulenfeld heißt ihr Stück, das mehr Tanztheater ist als Pantomime.

Naturgeräusche signalisieren den Eingeschlossenen, daß es ein Draußen gibt. Das Fremde lockt: Kahle Köpfe spähen über den Rand der Röhren, neugierig und ängstlich, verstecken sich wieder, werden mutiger, erkennen sich, erschrecken voreinander. Rosige nackte Körper winden sich aus ihren Gehäusen, einem Gebärakt gleich, nehmen aber immer wieder zeternd Zuflucht zu den metallisch glänzenden Uteri. Im Trippelschritt erproben sie ihre Bewegungsfreiheit und stoßen aufeinander. Hierarchien entstehen, abweichendes Verhalten wird bestraft. Gemeinsame Aggression richtet sich schließlich gegen denjenigen, der nicht in sein Monadendasein zurückfindet. Er wird zwischen den Säulen zerquetscht.

So grausam ist die menschliche Gesellschaft. Das wußten wir schon. Und nicht nur das: Die zwei Frauen und drei Männer aus Antwerpen erzählen eine Geschichte, deren Fortgang zu jedem Zeitpunkt vorhersehbar ist. Da überraschende Momente ausbleiben, stellt sich Langeweile ein, die umso quälender ist, als die Akteure nicht über darstellerische Mittel verfügen, die Spannung erzeugten. Stattdessen legen sie in jede ihrer Bewegungen Bedeutungsschwere.

Eine Ahnung von der Rohheit des Lebens bekamen die Besucher des St. Pauli-Theaters eher durch das Geschrei, Lachen und Lärmen, das während der Vorstellung vom realen Draußen, von der Reeperbahn hereindrang. mib