Filme in der Bannmeile

■ Ab heute: Freiluft-Kino auf dem Rathausmarkt mit Jarmuschs "Night on Earth"/Starke Konkurrenz für Hamburger Kinos

auf dem Rathausmarkt mit Jarmuschs „Night on Earth“/Starke Konkurrenz für Hamburger Kinos

Tausende von Menschen haben seit dem Sommer 1986 zwei der seltenen öffentlichen Ereignisse der Filmstadt Hamburg besucht: Das Freiluft-Kino auf dem Rathausmarkt und das Kino auf der Alster, das im vergangenen Jahr ausgefallen war. Heute abend beginnt nun im Rahmen des Hamburger Sommers das Spektakel auf der Bannmeile, bei dem bis zum 8. August neun Filme gezeigt werden. Donnerstags bis samstags um 22 Uhr treffen sich Kino-Begeisterte, Daheimgebliebene und Touristen zum gemeinsamen Kunstgenuß und erobern sich den Platz vor der Volksvertretung als Raum des öffentlichen Lebens zurück.

Zum Auftakt wird Jim Jarmuschs Night on Earth gezeigt, ein hübsches Filmchen, das allerdings auch in den „geschlossenen“ Kinos noch die Kassen füllen könnte. Ähnlich hoch in der Gunst des Publikums steht auch Detlev Bucks Karniggels, ein sonderlicher Heimatfilm, ebenfalls frisch aus dem Jahr 1991.

Angesichts solcher Publikumsrenner wittern Hamburgs Kino- Betreiber Konkurrenz. Die Umsonst-und-Draußen Veranstaltungen der Kulturbehörde können die Existenz der Hamburger Kinobetreiber gefährden, die in diesem Jahr bereits zweistellige Einbußen verkraften mußten. In einem Brief an die Behörde beschwerten sich in der vergangenen Woche die Hamburger Kinobetreiber - mit Ausnahme der Riech-Gruppe - über die mangelnde Absprache des Open-Air-Programms. Matthias Elwardt vom Abaton kann sich über die Vorgehensweise der Kulturbehörde nur wundern: „Wer würde denn noch in die Oper gehen, wenn John Neumeier zwanzig Tage umsonst Vorstellungen auf der Straße gibt?“

Schon in den letzten Jahren waren die Kino-Betreiber mürrisch geworden. In diesem Jahr hätte die Behörde eigentlich wissen müssen, in welch sensiblem Gebiet sie sich bewegt, und zudem stand das Programm für den Rathausmarkt schon im Mai weitgehend fest. Die Filmreferentin der Kulturbehörde Juana Bienenfeld findet dagegen, daß die Abstimmung mit den Kino-Betreibern in ausreichendem Maße stattgefunden habe. Nach dem Protestbrief wurden inzwischen, einvernehmlich zwischen Veranstaltern und einigen Kino-Betreibern, zwei Filme aus dem Programm des Kinos auf der Alster genommen. Doch die Säuerlichkeit derjenigen, die in der Filmstadt Hamburg die Filme ans Publikum bringen, bezieht sich auch auf den technisch aufwendigen Ablauf und den Umfang der finanziellen Förderung der beiden beliebten Veranstaltungen. 70000 Mark kostet das Rathausmarkt- Spektakel, 90000 Mark das Kino auf der Alster, das vom 14. bis 23. August von einem Ponton vor dem Anleger Jungfernstieg flimmert. Aber auch hier werden Publikumsrenner - zum Thema Eroberungen - gezeigt und kein einziges vom Hamburger Filmbüro gefördertes Produkt. Während die Filmförderung großgeschrieben wird, dürfte die Kulturbehörde die Gelegenheit, geförderte Filme einem großen Publikum vorzustellen, eigentlich nicht verschenken. Julia Kossmann