Ende eines Konflikts

KOMMENTAR

Ende eines Konflikts

Was bleibt am Ende des Konflikts um den Bau des Hertie- Quarrees in Ottensen? Zufriedenheit beim Senat, der nach langem Zögern auf eine erfolgreiche Vermittlung zwischen ultra-orthodoxen Juden und den Bauherren verweisen kann. Zufriedenheit auch beim Unternehmen Büll und Liedtke, das nun doch sein Einkaufszentrum bauen kann. Ein vorauszusehender Streit zwischen diesen beiden Parteien sowie dem Vorbesitzer des Geländes um die durch Baustopp und Neuplanung zusätzlich entstandenen Kosten. Eine Anwohnerinitiative, die sich mit ihrem Versuch, den Bau des Einkaufszentrums zu verhindern, nicht durchsetzen konnte. Und eine jüdische Gemeinde in Hamburg, deren Argumente für die Umbettung der Gräber, für eine würdige letzte Ruhestätte ungehört verhallten.

Was bleibt, ist mehr als ein Indiz dafür, daß es den Deutschen in den vergangenen 50 Jahren nicht gelungen ist, ihre Nazi-Vergangenheit so aufzuarbeiten, daß im Falle widerstreitender Interessen eine sachliche Auseinandersetzung möglich wird. Statt dessen bestimmen Emotionen das Ergebnis der Konflikte und verdrängen zwangsläufig die Argumente. In Ottensen zum Beispiel diejenigen der Hamburger jüdischen Gemeinde, und diejenigen, nach denen Wohnraum Vorzug vor Parkraum gegeben werden müßte. Uli Exner