Weitere Proteste gegen Karenztage geplant

Frankfurt am Main (AFP/taz) — Die IG Metall hat mit weiteren Protestaktionen gegen die Wiedereinführung von Karenztagen im Krankheitsfall gedroht. Das kündigte IG- Metall-Vorstandsmitglied Horst Schmitthenner gestern in Frankfurt an. Er drohte damit, daß die Arbeitsniederlegungen von mehr als hunderttausend Beschäftigten vor drei Wochen nur ein Vorgeschmack gewesen seien.

Obwohl die Gewerkschaft einen Beitrag der versicherten Arbeitnehmer zur Pflegeversicherung befürworte, sei die Finanzierung durch Karenztage der falsche Weg. Die Gewerkschaft lehnt es ab, daß ausgerechnet kranke Arbeitnehmer über Karenztage und den damit verbundenen Lohnverzicht den Arbeitgeberbeitrag zahlen sollen. Schmitthenner wies darauf hin, daß nur 2,2 Prozent aller Arbeitstage, die durch Arbeitsunfähigkeit ausfielen, durch Krankheiten mit einer Dauer bis zu drei Tagen verursacht würden. Deshalb die Tarifautonomie aushebeln und die Verfassung brechen zu wollen, stehe in keinem Verhältnis zum Ergebnis. Der Gewerkschafter wies darauf hin, daß die Betriebe die Statistiken nicht einheitlich führten.

Zum Teil würden alle Fehltage und nicht nur die durch Krankheit bedingten erfaßt. Das allein mache schon eine Abweichung von mehr als drei Prozentpunkten zwischen den Daten der Arbeitgeber (8,8 Prozent) und der gesetzlichen Krankenversicherung (5,2 Prozent) aus. Außerdem sei eine Aussage über den Krankenstand ohne Berücksichtigung der Altersgruppe wertlos. Unberücksichtigt sei auch der Grund für den geringsten Krankenstand bei Angestellten: Sie müssen die Bescheinigung über ihre Arbeitsunfähigkeit erst am dritten Tag vorlegen. Schmitthenner forderte die Arbeitgeber auf, die Ursachen für Arbeitsunfähigkeit zu suchen, statt die Lohnfortzahlungskosten zu beklagen.