Post teakt nicht mehr ganz richtig

■ Während die Post für ihre Sondermarke zur Regenwald-Rettung wirbt, läßt sie in den Fernsehturm Tropenholz-Fenster einbauen

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Im Hintergrund röhrt die Kreissäge, dann schlägt ein tonnenschwerer Baumstamm auf den Boden auf. Dann eine tiefe männliche Stimme: „Wenn Sie den tropischen Regenwald retten wollen, gehen Sie nicht auf die Barrikaden. Gehen Sie lieber ins nächste Postamt.“ So warb die Post in den vergangenen Wochen für ihre seit Mitte Juni erhältliche Regenwald-Sondermarke. Wer die 50 Pfennig Aufschlag bezahlt, so verheißt die markige Stimme, trage „direkt zur Rettung des tropischen Regenwaldes bei“.

Letzteres ist schlichtweg gelogen. Die Sonderzuschläge der Tropenwald-Marke fließen nachweislich nicht in eine Regenwald-Rettungskampagne, sondern in noch nicht näher bestimmte Umwelt-Informationsprojekte der Bundesregierung (siehe auch Bericht auf Seite 22). Doch nicht nur das: Wie genau die Post es mit ihren eigenen Werbebotschaften nimmt, zeigt der Umbau des Hamburger Fernsehtums. In den zweiten Stock des Betriebsgebäudes lassen die PostlerInnen zur Zeit 73 neue Fenster einbauen. Gerahmt mit tropischem Teakholz.

„Für die Fenster liegt ein Zertifikat vor, daß die Hölzer aus forstwirtschaftlich bewirtschafteten Nutzwäldern kommen“, rechtfertigt Telekom-Sprecher Hans-Joachim Brinckmann seinen Arbeitgeber. Was von solchen Öko-Siegeln zu halten ist, weiß der Leiter der Greenpeace-Regenwald-Kampagne Eije Pabst: „Solche Bescheinigungen sind das Papier nicht wert, auf dem sie gedruckt sind.“ Viele der Tropenholz-Raubbauländer würden „jederzeit schriftlich versichern, daß ihr Exportholz aus nachwachsender Nutzung stammt“. Zudem würden 80 Prozent des Teakholzes, das auf dem Markt ist, aus Burma stammen —, „abgeholzt und

1verkauft von der dortigen Militärdiktatur, um mit den Erlösen Waffen für den Bürgerkrieg zu finanzieren“.

Telekom-Sprecher Brinckmann begründet die Entscheidung für die Teak-Rahmen damit, daß die „Hamburger Behörden von uns fordern, daß wir hier die gleichen Fenster einsetzen wie im ersten

1Geschoß“. Für Mathias Thiede, Sprecher der Baubehörde, „ein vorgeschobenes Argument“. Entsprechende Vorschriften sind dem Behörden-Sprecher „unbekannt“. Zwar konnte Thiede bis Redaktionsschluß nicht mehr herausfinden, welche Auflagen die zuständige Bauprüfabteilung der Postdirektion gemacht hat, doch gibt er zu be-

1denken: „Die in der Bauordnung geforderte gestalterische Gleichmäßigkeit läßt sich auch durch die optische Behandlung eines anderen Holzes erzielen.“ Natürlich könne „die Post, wenn sie Umweltdenken und die gestalterische Gleichmäßigkeit verbinden will, auch im ersten Stock die Teak-Fenster durch andere ersetzen“. Marco Carini