Markig und verlogen

KOMMENTAR

Markig und verlogen

Schon der Werbe-Slogan ist eine Frechheit: Wer den Regenwald retten will, das empfiehlt die Post via Radio, soll keinesfalls „auf die Barrikaden“ gehen. Sondern an den Schalter, Sondermarken kaufen. Ganz so, als lasse sich eines der menschheitsbedrohendsten Umweltprobleme durch den Erwerb von Briefmarken lösen. Daß jener Preisaufschlag nicht — wie die Reklame-Botschaften beschwören — dem tropischen Regenwald direkt zugute kommen, ist ein Skandal. Der vertrauensseelige Postkunde wird hier vorsätzlich getäuscht. Daß die Post dann auch noch den Fernsehturm mit tropischem Teakholz ausstatten läßt, entlarvt die ganze Verlogenheit ihres Regenwald-Rettungs-Gesülzes.

Damit schadet die Post der Umwelt. Das Geld, das der naturbewußte Kunde für den Umwelt-Markenunsinn ausgibt, fehlt an anderer Stelle. Und: Wenn schon die Post ihre Kunden in die Irre führt, wem soll der Bürger dann noch glauben. Dem Standard-Argument aller Spendenunwilligen wird so Vorschub geleistet: Mein Geld kommt ja doch nicht an, wo es gebraucht wird.

Deshalb: Die Sondermarken- Einnahmen sofort an die Greenpeace-Regenwald-Kampagne. Für die Hamburger Oberpostdirektion gilt: Statt sich mit Bauvorschriften zu rechtfertigen, die selbst die Baubehörde nicht kennt, sollte sie schleunigst das Teakholz ersetzen. Sonst muß ihr Werbe-Slogan in Zukunft lauten: „Wenn Sie den Tropenwald retten wollen, gehen sie gegen die Post auf die Barrikaden“. Marco Carini

Bericht auf Seite 18