: Aqua Jet auf dem Öko-Trip
■ Einzelne Schausteller auf Hamburgs Sommerdom überraschen mit Umwelttechnik
überraschen mit Umwelttechnik
Hau den Lukas! Der große Holzhammer trifft hart den Eisenbolzen, ein Gewicht saust an einer Meßlatte hoch in die Luft. Oben knallt ein Zündhütchen. Der dicke Muskelmann hat eine rote Plastikblume gewonnen.
Einfache „Automaten“, wie dieses nostalgische Kraftgerät aus der Gründerzeit der Jahrmärkte, wurde auf dem gestern eröffneten Hamburger Sommerdom von den Besuchern als Rarität bestaunt. Wirbeln doch sonst nur noch integrierte Schaltkreise die Mutigen durch die Luft. Mit Präzision immer gefährlich nah am Abgrund vorbei. Der Phantasie sind Grenzen gesetzt — es geht darum, wieviel Überschläge und Abstürze ein Mensch nach dem Verzehr von drei Bratwürsten und mindestens fünf Bieren noch aushalten kann.
Die Flug-Simulationsanlage aus den USA verspricht eine Reise zum Monsterplaneten und einen Flug zum Mond. Das Gerät, das fest auf dem Boden montiert ist, sieht aus wie ein bunter ICE mit Flügeln. Innen wird mit technischen Tricks eher harmlos gemogelt.
Immerhin, eine der zehn Neuheiten, der „Aqua Jet“, wirbt mit Umweltfreundlichkeit: Die kleinen Rennboote haben Katalysator-Motoren, sind super schallgedämpft und werden mit biologisch abbaubaren Fetten und Ölen geschmiert.
1Auch der „Sky Rider“ läßt bei den vergnügungslustigen Besuchern kein schlechtes Gewissen aufkommen. Die Hydraulik-Anlage dieses Gerätes wird mit flüssigem Ukabiol der „Wassergefährdungsklasse null“ gefüllt. „1500 Liter alle zwei Jahre“, erklärt ein Mitarbeiter.
Nach Auskunft von Dom-Chef Eberhard Leopold wird der Abfall
1auf dem Festplatz bereits seit drei Jahren getrennt gesammelt. „Das Müllaufkommen konnte reduziert werden.“ Wie die Trennung allerdings vor sich geht, ist unklar. Stopfen doch die hungrigen Gäste alles wild durcheinander in die Abfallbehälter. Immerhin wird in den Zelten Mehrweggeschirr verwendet.
1Politisch ist der Dom auch. Viele der 280 Schausteller zeigen Länderflaggen. Auffällig: Die Europa- Fahne ist nur einmal vertreten. Das Karussell „Rund um die Welt“ (die Fahrkörbe hängen an einer blauen Erdkugel) beschwört eine deutsch- französisch-amerikanische Fahnenallianz. In dieser Reihenfolge. Zufall? Torsten Schubert
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