: Rauschgiftring aufgeflogen
■ Niedersächsische Polizei verhaftete Großhändler für den Bremer Raum
Das Bremer Heroinkartell muß teilweise neu organisiert werden. Davon ist zumindest das Landeskriminalamt Niedersachsen überzeugt, nachdem Beamte des Rauschgiftderzenats 23,5 Kilo Heroin mit einem Marktwert von rund vier Millionen Mark beschlagnahmt und neun Dealer verhaftet hat.
Erst gestern informierte das LKA über die Aktion, die bereits vor einer Woche durchgeführt worden war. In der Nacht zum Samstag hatte da ein Großaufgebot an Polizei in Thedinghausen auf der Lauer gelegen, um eine erwartete Heroinübergabe zu verhindern und einige Hintermänner des norddeutschen Rauschgiftgeschäftes festzunehmen. Die Aktion war von langer Hand vorbereitet. Bereits seit Januar hatte das LKA eine Reihe von Personen aus Schwarmstedt und Syke beobachtet. Sie wurden verdächtigt, Mitglieder einer aus der Türkei gesteuerten Rauschgiftorganisation zu sein und große Mengen Heroin als Depothalter in Empfang zu nehmen und im Auftrage der Organisation zu verteilen.
Bei den monatelangen Ermittlungen stellte sich heraus, daß die Lastwagen, mit denen Heroin eingeschleust wurde, grundsätzlich durch weitere LKW's mit legaler Fracht begleitet wurde. Anfang Juli fielen die Fahnder dann zunächst auf diesen Trick herein. Sie observierten in Hannover die Übergabe von einigen Plastiktüten aus einem LKW an einen der Verdächtigen. Als die Polizei zugriff, hatten sie lediglich Obst und Gemüse erwischt.
Zehn Tage später fand dann die tatsächliche Übergabe an einen Großabnehmer statt, der im Verdacht steht, in Bremen über eine weit verzweigte Verteilerorganisation zu verfügen. Bei der Durchsuchung des LKW's wurde festgestellt, daß urspünglich sehr viel mehr als die beschlagnahmten 23,5 Kilo Heroin in dem Laster gewesen sein müssen. Die Polizei vermutet, daß zuvor an anderen Anlaufpunkten rund 60 Kilo Heroin ausgeladen worden waren.
Die festgenommen neun Personen sind kurdischer Abstammung, kommen aus der Türkei oder dem Libanon und leben als anerkannte Asylanten oder Asylbewerber in der Bundesrepublik.
Auf den Bremer Markt wird der Fahndungserfolg nach Einschätzung der Polizei keine großen Auswirkungen haben. LKA- Sprecher Westphal meinte, daß inzwischen eine so große Menge Heroin in Depots eingelagert ist, daß die Beschlagnahmung von ein paar Kilo keine Folgen habe. Auch die Verhaftung eines Drahtziehers werde mutmaßlich kaum Folgen haben. Westphal: „Bislang wurden die immer nahtlos ersetzt.“
Das LKA nahm den Fall, für dessen Bewältigung 1.000 Überstunden geschoben werden mußten, zum Anlaß, eine personelle Aufstockung bei der Rauschgiftfahndung zu fordern. hbk
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