Finale mit lachenden Kartoffeln

■ Am Wochenende ging das Pantomimen-Festival Mimen, Possen, Poesie zu Ende

zu Ende

Waren in den vergangenen Vorstellungen bei Mimen, Possen, Poesie, dem zweiten Festival der Clowns und Pantomimen im St.Pauli Theater, mehr oder minder versteckte Reminiszenzen zu entdecken, die die Verbindung der Künstler zu Etienne Decroux bezeugten, standen der Donnerstag und Freitag ganz im Zeichen des Meister-Mimen. Das Theatre de l'ange fou, spielte mit ihrem Programm L'homme qui voulait rester debout (Der Mann, der aufrecht stehen wollte) ehrfürchtig und leider ein wenig starr zwölf Szenen aus Schöpfungen des 1991 verstorbenen Decroux. Sein Vermächtnis wollten die zehn Tänzerinnen und Tänzer scheinbar mit jeder Faser ihrer Muskeln versinnbildlichen. Nur folgerichtig, daß sie ihr Vorbild auch selbst zu Wort kommen ließen. Aus dem Off erklangen dämonisch die Botschaften des stilbildenden Pantomimen, dessen Antlitz auf die Vorhänge im Bühnenhintergrund projiziert wurde - leider nur denjenigen verständlich, die der französischen Sprache mächtig waren. Denn die Übersetzung folgte lediglich tänzerisch. Auch eine Möglichkeit, Sprachbarrieren zu überwinden.

Im Mittelpunkt der Szenen stand immer wieder der Mensch - liebend, kämpfend, arbeitend, meditierend. Doch der Gruppe gelang es nicht, ihrer Hommage Seele einzuhauchen, und so ließen sie diese so spannend wie das Zitieren aus einem Lexikon erscheinen. Auch beim Finale, Die Bäume, bei dem die Tänzer innig verbunden einem Sturme trotzten, blieb das getanzte Geschehen beliebig.

Der Kontrast, für den am Samstag das belgisch-kanadische Duo Abel&Gordon sorgte, hätte schärfer nicht sein können. Eigenständig, frisch, aber so besinnlich wie ein Frühstück bei McDonalds, gestalteten die beiden Bekloppten ihre Show La danse des poules (Der Tanz der Hühner).

Lachendes Gemüse war nur einer der unzähligen Höhepunkte. Zwischen seine Finger geklemmt, ließ der Zauberer Charles (Dominique Abel) eine zerteilte Kartoffel auf- und zuklappen, entlockte sich dazu ein trockenes „HaHa“ und schon lachte nicht nur die mehlige Erdenfrucht. Richtig in Fahrt geriet das groteske Programm, als sich der „Zauberer“ eine Assistentin aus dem Publikum suchte. Die überproportionierte Dame die er auswählte, war natürlich seine Partnerin Fiona Gordon. Auf der Bühne entsponn sich zwischen den beiden dann eine abstruse Liebesgeschichte, die in einer Hochzeitsnacht von ungeahntem Witz endete. Doch bevor sie soweit kamen, wurde nicht eine Situation, die Platz für Komik bot, unausgeschlachtet gelassen - und bei Abel &Gordon bietet jede Situation Platz für ganz eigene Komik.gag