Wo bleiben die Parties?

■ Travemünder Woche: Flauten und Gewitterböen behelligen die Segler

Das Understatement ist in den vergangenen Jahren gut eingeübt worden: „Wir sind das große Familienfest des Segelsporte“, lassen die Macher der Travemünder Woche immer wieder verlauten.

Am Sonnabend ging die 103. Auflage des „Familienfestes“ zu Ende, mehr als 2.000 Segler waren in 19 Bootsklassen am Start gewesen und hatten hervorragend organisierte Regatten erlebt: Einzig die Wetterverhältnisse, mal Gewitterböen, mal Flaute, gestalteten die Regatten an einzelnen Tagen schwierig. Trotz allem konnten die sechs angesetzten Wettfahrten über die Bühne gebracht werden.

Die Travemünder Woche hat sich im weltweiten Regattakalender als zweitgrößte Regatta in Deutschland etabliert. Dabei schielen die Lübecker Veranstalter nicht nur auf die sportlich hochrangigen Olympia-Klassen, sondern auch auf Breitensport- und Fun-Klassen.

So können abwechselnd eigentlich unbedeutende Klassen wie der Dart oder der Flying Junior im Feld der olympischen Bootsklassen mitfahren. Daß die Spitzensportler in der Woche vor Olympia fehlen müssen, kennt man in Travemünde seit Jahrzehnten - einer der Hauptgründe für das ehrlich gemeinte Plädoyer für den Breitensport.

Der Breitensport läßt auch genügend Raum zum gemeinsamen Feiern nach Wettfahrtschluß: Parties, Bälle oder einfach Besäufnisse am Priwall-Strand locken immer mehr Segler nach Travemünde. Michael Lippmann, an der Trave für die Finanzen zuständig, sieht das Interesse der Segler an seiner Veranstaltung mit gemischten Grfühlen: „Mehr Segler bedeuten auch mehr Kosten, allein durch die Meldegelder können wir das nicht auffangen.“

Für das kommende Jahr hat man für den Ansturm schon einen Ausweg gefunden. Da man die 1.000-Boote-Grenze nicht überschreiten will, andererseits aber schon in sechs Bootsklassen Meisterschaften angemeldet hat, verlängert man die Woche einfach: In der ersten Woche geht die traditionelle Travemünder Woche über die Bühne, danach gibt es noch eine Meisterschaftswoche mit rund 700 Booten.

Mittlerweile wird man auch beim Deutschen Segler-Verband und bei anderen sportpolitischen Verbänden auf die Travemünder Woche aufmerksam: Die Lübecker Bucht ist neben Warnemünde um die olympischen Regatten im Jahr 2000 noch im Rennen - unter einstmals sechs Bewerbern, und mit guten Chancen. Denn man will die Regatten zwar am liebsten nach Warnemünde vergeben, dort ist die Finanzierung aber immer noch nicht gesichert.

In Travemünde gibt es dagegen Zweifel, ob man olympische Regatten wirklich will: Wo bleiben bei soviel Sport denn die Parties? So lautet die Frage, die am häufigsten von Seglern gestellt wird. rar