Müllverbrennung macht Böden giftig

■ Studie belegt: Abluftfahne der MVA für Dioxinbelastung verantwortlich

Den Verdacht gab es schon seit Jahren. Jetzt hat es die Umweltbehörde schwarz auf weiß. In einer Studie mit dem Namen „Dioxinmeßprogramm im Umfeld der Müllverbrennungsanlage Bremen“ kommen die Autoren zu dem Schluß: „Bei den vorliegenden Ergebnissen der Bodenuntersuchung fällt auf, daß der Meßpunkt A 4 in zwei Kilometer Entfernung im Hauptabwindbereich der Anlage die höchste Dioxinbelastung aufweist.“

Der Punkt A4 ist ein Fleckchen Grünland in der Nähe des Kuhgrabensees. An diesem Punkt, so wurde errechnet, kam der meiste Rauch aus dem alten Schornstein der MVA herunter. Entsprechend sind die Werte: 28,8 Nanogramm Dioxin entsprechend der Wirkung des Sevesogiftes TCDD wurden hinter dem Kuhgrabensee gemessen. Daß die Müllverbrennungsanlage tatsächlich für den Schadstoffeintrag verantwortlich ist, zeigen auch andere Schadstoffe, die am Meßpunkt A 4 gefunden worden. So wurden Cadmium, Kupfer, Zink und Blei, die als typische durch Müllverbrennungsanlagen freigesetzte Schadstoffe gelten, ebenfalls an diesem Punkt in der höchsten Konzentration gemessen. Und noch ein Indiz stützt die These von der Dioxinschleuder MVA: An 20 Punkten wurde insgesamt gemessen, und je weiter entfernt die Proben gezogen wurden, um so geringer wurden die Werte.

Dennoch: An fast allen gemessenen Punkten im Blockland liegen die Ergebnisse der Bodenproben zwischen 5 und 40 Nannogramm und damit in einem Bereich, für den die Bund/Länder

Bitte den Schilfsee

Gleich hinter dem naturgeschützten Kugrabensee, geht das Dioxin nieder.Foto: Tristan Vankann

Arbeitsgruppe Dioxine vorsichtshalber empfiehlt, mit den Landwirten zusammen Alternativen zur Weidewirtschaft zu erarbeiten. Doch diese Notwendigkeit sieht man in der Umwelt- und in der Gesundheitsbehörde derzeit nicht.

Denn anders als beim Boden sind die Belastungen des Grases und der Kuhmilch relativ gering. „Auffällig ist, daß die Grasbelastung nicht mit der Bodenbelastung korrelliert“, schreiben die Autoren in der Studie. Als Beleg gilt wieder der Punkt A4, wo das Gras deutlich geringer belastet ist als am Punkt A 10, der seinerseits die niedrigsten Bodenwerte aufweist. Eine denkbare Erklärung:

„Offenbar nehmen die Pflanzen lediglich einen sehr geringen Teil der Dioxine aus dem Boden auf.“ Oder anders: Derzeit wird in der Dioxindiskussion davon ausgegangen, daß der Hauptanteil der Belastung von Weidepflanzen aus der Luft kommt.

Da Dioxine zu einem Anteil von über 90 Prozent durch den Verzehr fettreicher Nahrung in den menschlichen Körper gelangen, gilt die Belastung zum Beispiel von Kuhmilch als besonders problematisch. In diesem Zusammenhabg geben die Autoren der Studie relative Entwarnung. „Eine durch die MVA Bremen oder durch die Dioxin-Konzentration im Boden bedingte Bela

stung der Weidetiere mit Dioxinen ist nicht zu erkennen.“ Deshalb sehen die Autoren auch keinen Grund, die landwirtschaftliche Nutzung einzuschränken oder Verzehrempfehlungen für die hier produzierte Kuhmilch zu erlassen.

Bei diesen Ergebnissen wollen es Gesundheits- und Umweltbehörde nicht belassen. Um Aussagen über die Dioxinbelastung im ganzen Stadtgebiet treffen zu können, wird bereits eine weitere ausführlichere Studie vorbereitet. Die Kosten (je Meßpunkt 250 Mark) gehen in die Hunderttausende. Mit Ergebnissen ist im kommenden Jahr zu rechnen.

hbk