Obskure Gerechte

■ Angst essen Verstand auf

Ein Kasper geht um in Deutschland, das Komitee für Gerechtigkeit — Querulanten aller Länder, vereinigt Euch. Wie einfach ist es, sich nach der Operation Gystel lustig zu machen, und wieviel einfacher nach der Vorstellung der Gerechten in Bremen. Diese Truppe wird nichts verändern. Doch hinter der Gründung steht ein real existierendes Unbehagen. Der satte Wohlstandsbürger und seine Verwandten im Osten spüren, daß dem Volk und seinen politischen Vertretern die Probleme über den Kopf wachsen. Der Ausbruch der Angst vor dem Wohlstands-und Sicherheitsverlust kündigt sich als unbestimmtes Grummeln an: In den Wahlerfolgen mit Rattenfängerparolen oder eben in der Gründung dubioser Komitees, die vorgeben, unschuldig über dem kruden Sumpf der Politik zu stehen.

Es ginge um die „wirklichen Probleme der Menschen“ hat die Gründerin des Bremer Komitees gesagt. Mit obskurem Gesamtinteresse läßt sich alles rechtfertigen. Wer Politik machen will, muß Macht haben wollen. Und wer Macht hat, macht sich auch mal die Finger schmutzig, weil es 'allen wohl und niemand wehe' nicht geben kann. Wer mit Heilsparolen Politik machen will, ist in höchstem Maße verdächtig. Jochen Grabler