Überholverbot für Induráin

■ Der Spanier Miguel Induráin demonstrierte beim letzten Zeitfahren der 79. Tour de France erneut seine Überlegenheit, ließ aber Chiappucci am Ende den Vortritt

Berlin (taz) — Von seiner gnädigen Seite zeigte sich der Spanier Miguel Induráin, der gestern, wenn ihm nicht noch nach Redaktionsschluß dieser Ausgabe das Rad explodiert ist, auf den Champs-Elysées von Paris als Sieger der 79. Tour de France gefeiert wurde. Beim letzten Zeitfahren des Giro d'Italia hatte er Claudio Chiappucci auf der Zielgeraden überholt, diesmal ersparte er dem Italiener eine solche Schmach. Beim Zeitfahren der 19. Etappe über 64 Kilometer von Tours nach Blois rückte er Chiappucci zwar kräftig auf die Pelle, begnügte sich aber damit, sieben Sekunden nach dem drei Minuten vor ihm gestarteten Italiener über den Zielstrich zu rollen.

„Wir wollen gewinnen und nicht demütigen“, hatte Induráins Teamchef José Miguel Echávarri schon vorher gesagt, und der Mann im Gelben Trikot, ohnehin eher als Gentleman im Sattel bekannt, kündigte an, daß er gar nicht mehr die nötige Stärke für Gemeinheiten habe: „Die Kräfte beginnen nachzulassen, und ich glaube nicht, daß die Zeitunterschiede groß sein werden. Es ist keine Energie mehr da, um irgendjemanden lächerlich zu machen. Außerdem ist das nicht unser Stil.“

Auf der Strecke raste Induráin dann in gewohnt ruhiger und schnittiger Manier mit 52,53 Stundenkilometern im Durchschnitt über den Asphalt, doch vor allem zu Gianni Bugno war der Abstand längst nicht so groß wie beim ersten Zeitfahren in Luxemburg, als er dem Italiener volle drei Minuten abgenommen hatte. Anfangs lagen die beiden ziemlich gleichauf, dann legte Induráin aber doch noch einen Zahn zu und holte sich mit 40 Sekunden vor Bugno den Etappensieg. Ein glänzendes Zeitfahren legte auch der Geraer Jens Heppner hin. Er wurde 24. und verdrängte dadurch den Italiener Franco Vona vom zehnten Rang in der Gesamtwertung.

Der Rest war dann eigentlich nur noch Formsache. Der Samstag brachte die allererste Bummeletappe dieser Tour, die Fahrer ließen die Beine hängen, auch als sich eine achtköpfige Gruppe absetzte, deren Spurt der Belgier Peter de Clerq gewann. „Ein ruhiger Tag“, freute sich Induráin und war in Gedanken schon bei der Weltmeisterschaft, die am 6. September in Benidorm stattfindet. Matti

20. Etappe von Blois nach Nanterre (222 km): 1. Peter de Clercq (Belgien) 6:03:36 Stunden; 2. Flavio Vanzella (Italien); 3. Thierry Laurent (Frankreich); 4. Rolf Järmann (Schweiz); 5. Dominik Krieger (Karlsruhe); 6. Jose Uriarte (Spanien) alle gleiche Zeit

Gesamtklassement: 1. Miguel Induráin (Spanien) 97:20:53; 2. Claudio Chiapucci (Italien) 4:35 Minuten zurück; 3. Gianni Bugno (Italien) 10:49; 4. Andrew Hampsten (USA) 13:40; 5. Pascal Lino (Frankreich) 14:37; 6. Pedro Delgado (Spanien) 15:16; 7. Eric Breukink (Niederlande) 18:51; 8. Giancarlo Perini (Italien) 19:16; 9. Stephen Roche (Irland) 20:23; 10. Heppner 25:30; ... 35. Bölts 1:12:40 Stunden; 53. Krieger 1:38:17; 78. Kummer 2:20:00; 96. Ludwig 2:47:17; 128. Kappes 3:47:45

19. Etappe, Einzelzeitfahren von Tours nach Blois (64 km): 1. Miguel Induráin (Spanien) 1:13:21 Stunden; 2. Gianni Bugno (Italien) 40 Sekunden zurück; 3. Wassili Shdanow (GUS) 2:28 Minuten; 4. Jean-Francois Bernard (Frankreich) 2:37; 5. Wjatscheslaw Jekimow (GUS) 2:41; 6. Claudio Chiapucci (Italien) 2:53; ... 24. Jens Heppner (Gera) 5:29