Unterm Strich

Auf dem Weg zur Olympiade in Barcelona hat Richard von Weizsäcker im katalanischen Port Bou haltgemacht, wohin er sich von Gerona aus per Hubschrauber hatte fliegen lassen. Dort besuchte er den Friedhof, in dessen kommunalem Massengrab die Überreste von Walter Benjamin liegen; die ersten fünf Jahre nach dessen Tod (am 26.September 1940) hatten die „Gebeine“, wie der Reporter von dpa zu berichten weiß, im Fach 563 der Gräberreihe gelegen, nur für diesen Zeitraum war bezahlt worden.

„Dies ist ein Schicksalsort deutscher Kultur. Deshalb bedeutet er uns so viel“, sagte von Weizsäcker zum Bürgermeister von Port Bou, dem Fußballer Paco Martinez. Der deutsche Bundespräsident kommentierte allerdings nicht die Kontroverse um die Gedenkstätte für Benjamin, die bei dem israelischen Künstler Dani Karavan in Auftrag gegeben und dann storniert worden war (siehe taz vom 15.Juli 1992). Offenbar ist der Besuch als solcher bereits als Kommentar gemeint, wie der Korrespondent vermutet. Nach dem Friedhofsbesuch ließ sich der Präsident von Ingrid und Konrad Scheurmann die dokumentarische Ausstellung „Grenzüberschreitungen. Walter Benjamin — Leben und Werk“ zeigen, die — durch das Auswärtige Amt unterstützt — vom Bonner „Arbeitskreis selbständiger Kulturinstitute“ eingerichtet wurde. Als deutsche Station ist sinnigerweise nur Kassel vorgesehen; von Weizsäcker möchte, daß die Ausstellung zusätzlich in Bonn gezeigt wird. Auf jeden Fall wird sie in Amsterdam zu sehen sein.

Die Direktoren für drei Museen der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden werden in wenigen Wochen berufen. Nach Stellenausschreibungen bestätigte jetzt Sachsens Wissenschafts- und Kunstminister Hans Joachim Meyer (CDU) die von einem Auswahlgremium unterbreiteten Vorschläge. Damit steht dann allen elf Museen des Verbandes wieder ein Direktor vor.

Neuer “Schatzmeister“ des legendären augusteischen „Grünen Gewölbes“ ist Dirk Syndram, Leiter der im Aufbau befindlichen Bielefelder Kunstgewerbesammlung/Stiftung Huelsmann. Der 37jährige, zuvor in der Stiftung Preußischer Kulturbesitz tätig, ist Nachfolger des im Juni aus gesundheitlichen Gründen in den Vorruhestand gegangenen Joachim Menzhausen. Der 63jährige Experte hatte das zwischen 1721 und 1724 gegründete erste Schatzkammermuseum Europas nach der Rückführung aus der Sowjetunion 1958 wieder aufgebaut und leitete es von 1961 an. Das 1876 als Königliche Sammlung gegründete Kunstgewerbemuseum — seit 1962 im Schloß Pillnitz untergebracht — wird Gisela Haase führen.

Die 57jährige, seit Mitte der 70er Jahre Kustos, leitete das Museum bereits seit einem Jahr amtierend. Sie trat mit wissenschaftlichen Arbeiten, unter anderem zur Möbel- und Glas-Geschichte, hervor. Als Direktor der renommierten Skulpturensammlung wurde der langjährige Kustos Heiner Protzmann bestätigt. Der ausgebildete Archäologe, Jahrgang 1935, leitete seit 1968 die Abteilung griechische Plastik.