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: Ganz unten

■ Batman Bush und die Gretchenfrage: Bomben oder nicht bomben?

Waren das noch Zeiten: Im Dezember 1989 nach der Invasion von Panama kletterte die Popularitätskurve des George Bush auf beruhigende achtzig Prozent, nach dem Golfkrieg sogar auf neunzig Prozent. Und heute? Heute sitzt der Mann am Schreibtisch und phantasiert, wie er seine Batman-Kappe aufsetzt und Saddam Hussein aus seinem Bagdader Palast nach Washington entführt. Dort wird Bushman den Iraker in eine japanische Autohandlung einsperren. Das Wahlvolk darf sich dann mit faulen Eiern an dieser Komposition abreagieren.

Mitten in diesen Tagtraum platzt CNN mit der neuesten Meinungsumfrage, die den amtierenden Präsidenten ganz tief, irgendwo zwischen Grundwasserspiegel und Keller ansiedelt. Das Schlimmste an der ganzen Sache hat gerade eine renommierte amerikanische Tageszeitung entdeckt: Auch Saddam guckt CNN — und läßt öffentlich verkünden, daß er nächstes Jahr den Ex-Präsidenten Bush gerne mal in den Irak einladen möchte.

Bomben oder nicht bomben, fragt sich nun letzterer. Und wenn ja, was und wieviel? Und was sagen die Demoskopen? Die zeigen mit dem Daumen nach unten. Das alte Rezept will nicht mehr so recht funktionieren. Vom Golfkrieg will in den USA heute keiner mehr etwas hören — außer ein paar Staatsanwälten und demokratischen Senatoren, die mit zunehmendem Erfolg die Hätschelpolitik offenlegen, die die Bush-Administration gegenüber Bagdad bis zur Invasion Kuwaits betrieben hat. Vielleicht liegen im irakischen Landwirtschaftsministerium haufenweise Unterlagen über die zuvorkommende Ausfuhrpolitik des US-Handels- und Außenministeriums gegenüber dem Todfeind aus dem Golfkrieg.

Und das Wahlvolk in den USA? Das Wahlvolk macht sich Sorgen um das Haushaltsdefizit und die Arbeitsplätze. Außerdem sitzt es vor dem Fernseher und schaut sich die Olympischen Spiele an. Außenpolitisch interessiert es sich momentan nur für das Abschneiden der US-Basketballmannschaft gegen Angola. Da sind die Fronten wenigstens klar und die Führungsrolle der USA in der Welt unbestritten.

Einzig die UN-Inspektoren im Irak können einem bei dieser Farce wirklich leid tun. Vielleicht sollte man das Team die benötigten Unterlagen über Saddams Waffenarsenale lieber an ruhigeren Orten zusammensuchen lassen. In Deutschland, den USA, England oder in der Schweiz, Italien und Frankreich. Dort eben, wo die Firmen sitzen, die das Zeug geliefert haben. Andrea Böhm, New York