Die „Cap Anamur“ nach Bremen!

■ Aktion Fluchtweg in Bremen angelaufen

Am Wochenende hat sich in Bremen die „Aktion Fluchtweg“ gegründet. Den InitiatorInnen ist das Kontingent von 5.000 Flüchtlingen für die Bundesrepublik viel zu wenig. Sie apellieren an den Senat, in Bonn auf eine weitere Öffnung der Grenzen zu drängen und mit gutem Beispiel voranzugehen: Bremen soll die 350-450 Flüchtlinge aufnehmen, die vom Hilfskomitee Cap Anamur in Split aufgenommen werden.

„Die Bevölkerung steht hinter einer solchen Aktion“, weiß Katja Barloschky, eine der InitiatorInnen. Erste politische Rückendeckung hat die Initiative schon. Helga Trüpel, Senatorin für Kultur und Ausländerintegration hat ihre Unterstützung zugesagt. In der vergangenen Woche hatten sich unerwartet viele BremerInnen zur Aufnahme von Flüchtlingen entschlossen. „Schreiben Sie bloß nicht, daß noch Leute anrufen sollen“, meinte gestern vormittag noch Erhard Heintze vom Sozialressort. Das löst bei Katja Barloschky nur Empörung aus. „Da wird Hilfsbereitschaft ausgebremst.“ Im Sozialressort müßten weitere Adressen gesammelt werden. Es sei ein gutes Zeichen, daß so viel BremerInnen Flüchtlinge aufnehmen wollten. „Angesichts der 2,4 Millionen sind die 5.000 ein schlechter Witz.“

Am vergangenen Freitag hatten sich MitarbeiterInnen aus den Flüchtlingsbüros der Wohlfahrtsverbände, RechtsanwältInnen und Einzelne aus der Friedensbewegung im kleinen Kreis getroffen und die „Aktion Fluchtweg“ aus der Taufe gehoben. In einer Wochenend-Telefonaktion hatten sie sich die Unterstützung von Helga Trüpel und die Unterschriften weiterer Initiativler gesichert. Gleichzeitig hat die Initiative Kontakt zu Rupert Neudeck vom Hilfskomitee Cap Anamur aufgenommen. Anfang August wird das Hilfsschiff des Komitees in Split einlaufen. Dort warten nach noch unbestätigten Meldungen mehr als 100.000 Kriegsflüchtlinge auf Hilfe, von denen nicht mehr als 450 aufgenommen werden können. Deren Schicksal ist ungeklärt, so lange sich kein Aufnahmeland findet.

Nach Vorstellungen der Initiative soll der Senat soll diesen Flüchtlingen eine befristete Aufenthaltserlaubnis gewähren. „Bis dahin ist noch genügend Zeit, Druck auf die Bundesregierung auszuüben und sich mit den anderen Ländern zu koordinieren“, meint Thomas Pörschke vom ASB-Flüchtlingsbüro. Die Flüchtlinge könnten dann auf die beteiligten Länder verteilt werden. „Es wäre nie zur Aufnahme der ersten 5.000 gekommen, wenn nicht der nordrhein-westfälische Innenminister die Aufnahme eines Kontingentes zugesagt hätte. Jetzt könnte Bremen einmal vorangehen.“ J.G.