Galerienspiegel: Luciana Gilardoni / Robert Tooke / Goya

GALERIENSPIEGEL

Dem Objektiv subjektive Sichten zu entlocken, ist der Versuch jeder künstlerischen Fotografie. Und so werden Schärfeebenen verlagert und Blickwinkel verrückt, auf daß im schwarz-weißen Bildfeld der Realität zusätzlich symbolische Konstellationen abgeluchst werden. Aus flüchtigen Reiseimpressionen und den Straßenszenen ihrer urbanen Umgebung wählt Luciana Gilardoni ihre Motive, überhöht alltägliche Situationen zu traumhaften Stimmungen und überraschenden Bildzeichen.

Auf den verschiedenen Bildebenen begegnen sich der dynamische Jogger und der Baum in Ketten, die Nonnen und der Radfahrer im Spiegel, das artige Kind und die mit Klebstofftränen an eine Mauer geklebte Todesanzeige. Die Ausstellung Subjektive Sichten der Italienischen Fotografin wird vom Fabrik- Foto-Forum in der Grauwert Galerie organisiert und diesen Donnerstag um 20 Uhr eröffnet.

Telemannstr. 27, HH 20, Mo-Fr 9-18 Uhr; bis 2.9.

Robert Tooke stammt aus Louisiana. Den Kopf voller Erinnerungen an die vor Hitze dampfenden Sumpflandschaften seiner Heimat lebt er seit 1990 in Hamburg. Um seinen mit gefundenem Material realisierten Arbeiten über das am eigenen Schreibtisch zu realisierende Maß hinaus eine Entwicklungschance zu geben, hat die Galerie Thomas Gehrke ihm in der Sommerpause ihre Räume als Atelier zur Verfügung gestellt. Die der amerikanischen „Outsider-Kunst“ verpflichteten Wandobjekte aus bemaltem Holz werden nun am Samstag ab 19 Uhr unter dem Titel High Tech Kisten vorgestellt. Dazu gibt es heiße Musik aus den Swamplands mit Space Bob with The Mad Gallerist + Tony Curtis.

Martin-Luther-Str. 21, HH 11; Mi-Fr 12-18 Uhr, Sa 12-14; bis Ende August.

Kaum je haben sich künstlerische Meisterschaft und anklagende Drastik derartig perfekt verbunden wie in Goyas Radierungen. Die postum 1863 zur Serie der Desastres de la Guerra aus mehr als zehnjähriger Arbeit zusammengefasste Serie aus insgesamt 82 Tafeln ist aus den Erfahrungen des französisch-spanischen Krieges 1808-1812 entstanden. Bekräftigt der Künstler in Blatt 44 mit der Unterschrift „Ich habe es gesehen“ noch seine unmittelbare Zeitzeugenschaft, löst er spätere Motive immer mehr aus dem Zusammenhang von Ort und Zeit und „macht die Taten und Leiden isolierter Gestalten zu Modellen menschlichen und unmenschlichen Verhaltens auf allen Seiten, dessen Fazit die Sinnlosigkeit des Krieges ist“ (Hanna Hohl).

Die im Geheimen erstellten Blätter über Folter und gnadenlose Hinrichtung, Vergewaltigung und Verstümmelung, Hunger und Seuchen, Kriegsgewinnler und Rache haben in ihrer Aussage nicht nur angesichts des neuen Balkankrieges aktuelle und universelle Gültigkeit. Daß die Wanderausstellung in der Pinneberger Landdrostei sich laut Pressetext als ein Beitrag zur Friedensdiskussion begreift, schließt synästhetische Genüsse nicht aus: am Sonntag um 20 Uhr werden Bilder nicht nur zu sehen, sondern auch zu hören sein. Zu dem vom Konzertgitarristen Winfried Stegmann gespielten Zyklus 24 Caprichios de Goya des italienischen Komponisten Mario Castelnuovo- Tedesco werden die jeweiligen Radierungen Goyas als Lichtbilder projiziert und erläutert.

Bis 16.8.

Am Dienstag, den 4.8. um 16 Uhr eröffnet im gleichen Haus die Ausstellung Reflexionen. Zwanzig Mitglieder der koreanischen Gruppe Yatoo und elf bildende Künstler und Performer aus Japan zeigen in Pinneberg ihre in Asien erstellten Papierarbeiten und ein kurzfristig vor Ort entwickeltes Environment.

Dingstätte 23, 2080 Pinneberg, Di-So 10-17 Uhr; bis 23.8.

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