Viel Ehre mit Profit

■ Max Reinhardts Sohn Gottfried will seinen großen Vater ehren. Das dazu passende Grundstück in der Stadtmitte gehört ihm schon.

Max Reinhardts Erben wollen investieren. Auf einem Areal von 5.810 Quadratmetern an der Friedrichstraße hinter dem »Berliner Ensemble« soll nach den Vorstellungen der Erbengemeinschaft des 1938 vor den Nazis nach Amerika emigrierten Regisseurs ein »Max-Reinhardt-Haus« gebaut werden. »Harmonisch«, so Reinhardts Sohn Gottfried gestern vor der Presse, habe man in der Frankfurter Immobiliengesellschaft »Advanta Management« einen Investor gefunden.

Max Reinhardt, der wohl bedeutendste deutschsprachige Theatermann der zwanziger Jahre, hatte von 1903 bis 1933 zahlreiche Theater in Berlin gekauft, unter anderem erwarb er 1918 fünfundsiebzig Prozent der »Nationaltheater AG«, die das »Große Schauspielhaus« erbauen ließ. Der Bau des Architekten Hans Poelzig wurde vor einigen Jahren abgerissen. Das Grundstück liegt brach.

Die Erbengemeinschaft erhebt Anspruch auf die Aktienmehrheit des Nationaltheaters; wem die fünfundzwanzig restlichen Prozent gehören, sei »nicht zu eruieren«. Geld soll das Bauprojekt die Stadt nicht kosten, versichert der Erbe Gottfried: »Es liegt mir daran, das Andenken Max Reinhardts mit Berlin zu versöhnen.« Ein wenig darf wohl auch verdient werden. Die »Advanta Management AG«, die unter anderem auch den Wiederaufbau des Taschenbergpalais in Dresden finanziert, will Geschäftsbüros, Hotel- und Gastronomiebetriebe auf dem Filetstück in der Stadtmitte ansiedeln. Kulturelle Einrichtungen wie ein Max-Reinhardt-Archiv, ein Max-Reinhardt-typisches Privattheater und ein Max-Reinhardt-Seminar sollen den Namen »Max-Reinhardt-Haus« rechtfertigen. Über den Anteil von kulturellen und kommerziellen Elementen mochten die Investoren gestern jedoch noch keine genaueren Angaben machen. Sie entschuldigen den Mangel an konkreten Vorstellungen damit, daß zunächst »eine öffentliche Diskussion entfacht werden solle«.

Ein prominenter Name dürfte dafür schon mal Stichworte liefern: Als Architekt wurde der New Yorker Peter Eisenmann engagiert, bereits mit einem IBA-Projekt gut in Berlin eingeführt. Er wird seinen Entwurf allerdings auch erst Ende September der Öffentlichkeit vorstellen. Regina Paschke