■ Fehlstart
: Skandal im Sperrbezirk

Die USA sind bekanntlich die Weltmeister im Säbelrasseln. Furchteinflößendes ereignet sich, versucht jemand, ihre ureigenen Interessen zu tangieren. Wobei es ziemlich wurst ist, ob das Saddam Hussein ist oder das Organisationskomitee der Olympischen Spiele. Es geht immerhin ums Prinzip: Amerika.

So dauerte es genau einen Tag, bis der Pressechef der US- Schwimmer aufs schärfste protestierte gegen die unannehmbaren Arbeitsbedingungen im olympischen Schwimmzentrum. Die Tribünen, so moniert er, sind viel zu weit entfernt vom Interviewraum. Der wiederum sei entschieden zu klein. Das Programm wird zu schnell abgespult, so daß kaum Zeit bleibt zwischen den Läufen, das Geschehen angemessen zu bearbeiten. Das Schlimmste jedoch ist der unannehmbare Fakt, daß die schreibende Presse praktisch keine Chance hat, an die Schwimmer für Interviews heranzutreten. Der gesamte Poolbereich ist Sperrbezirk, was einem riesigen Skandal gleichkommt.

Skandal im Sperrbezirk

Doch obgleich die nicht ganz unberechtigte Beschwerde in äußerst entschiedener Form vorgebracht wurde, hatte die Chefin der Organisation kein Einsehen. Ihr Beschluß: Alles bleibt, wie es ist. Aber nicht mit den Amerikanern! Die Teamführung beschloß, fortan keinen ihrer Medaillengewinner mehr zu offiziellen Pressekonferenzen zu schicken. Statt dessen wird eine rein US-amerikanische durchgeführt, ganz privat im Kreise der Yankee-Familie. „Der Ärger der ausländischen Kollegen wird enorm sein“, setzt die US-Teamführung auf eine internationale Protestwelle. Tatsächlich war der Zorn groß, als Olympiasieger Pablo Morales nicht zum Interview erschien.

Doch auch die Org-Chefin ließ sich was einfallen: Sie rüstete auf. Mit Hilfe eines Bodyguards wurde die US-Amerikanerin Ann Nall, Siegerin über 200-Meter- Brust, zur offiziellen Pressekonferenz geleitet, während ein überdimensionierter Ordner den wütenden US-Teamchef abdrängte.

Da also haben wir den Konflikt. Ab sofort keine Pressekonferenzen mehr, sagt der Amerikaner. Alles bleibt, wie gehabt, sagt das Organisationskomittee. Die Fronten sind verhärtet: Kalter Krieg im Schwimmstadion. miß