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Durch Herz und Hose

■ Salambo-Schließung: Senat nimmt Stellung

: Senat nimmt Stellung

Der CDU-Bürgerschaftsabgeordnete Jürgen Klimke befindet sich auf dem Kriegspfad gegen die Doppelmoral der Stadtregierung und für die sexuelle Freiheit. Das Schicksal des vor einigen Wochen vom Bezirksamt Mitte geschlossenen Kiez-Lokals Salambo geht dem Konservativen durch Herz und Hose. Mit einer Anfrage an den Senat versuchte er, Licht in das Drunter und Drüber der Sexschuppen-Affaire zu bringen. Die Antwort, die seit gestern vorliegt, fördert vor allem eines zu Tage: Die äußerst dünnen Argumente.

So antwortet der Senat auf die Frage nach dem Grund für das plötzliche Aus des über die Landesgrenzen hinaus bekannten Amüsierladens, Betreiberin Renate Durand habe der Unsittlichkeit Vorschub geleistet, indem sie in ihrem Betrieb aktiv günstige Bedingungen für die Anbahnung von geschlechtlichen Beziehungen bot. Natürlich nicht zwischen jedermann und jederfrau — da müßten auch sämtliche Hamburger Discos und Kneipen dicht machen. Das Verwerfliche sei in diesem Fall, daß es sich um Prostituierte und Freier handele, führt der Senat weiter aus.

Um dies herauszufinden, brauchten die tugendhaften Stadtväter und -mütter nicht nur 25 Jahre — solange besteht das Salambo — sondern auch eine polizeiliche Durchsuchung. Dabei hätten die Männer im grünen Rock die Erkenntnis gewonnen, daß die Räume für bezahlten Sex bereitgehalten würden. Den Vorwurf, durch die Schließung des Kiez-Theaters Hamburgs touristischer Attraktivität geschadet zu haben, läßt der Senat nicht gelten. Die Hansestadt habe Gästen auch so genug zu bieten. Ähnliche Schritte gegen andere St. Pauli-Läden seien im übrigen zur Zeit nicht eingeleitet worden.

CDU-Klimke läßt die Antwort unbefriedigt. Das Voscherau-Kabinett verstecke sich hinter Floskeln. Immerhin ist dem Konservativen aber vergönnt, die Regierung selber bei einer Schweinerei zu erwischen: „Senat deckt kleinkariertes Vorgehen des Bezirksamtes“, so der Titel von Klimkes Pressemitteilung. sini

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