Erfolg oder halber Sieg?

■ Weiße Musik-Manager mögen Michael Jackson lieber schwarz

Musik-Manager mögen Michael Jackson
lieber schwarz

Michael Jackson hat sich selbst zum König des Pop gekrönt, als stünde da kein Elvis im Weg. Doch entweder der King oder die - hier wohl weißen - Zeigefinger der Kritik sind immer im Weg. Wo Jackson seinen Status in unerreichten Verkaufszahlen mißt, beschränkte ihn Alles, was schreibt, auf das „Aushängeschild der schwarzen Musik“. Ein Etikett, mit dem sich Jackson trotz 40 Millionen verkaufter Thriller-Alben in der Defensive fühlen mußte.

Zu Recht. Dieselben Sichtweisen, die Elvis Presley zum totalen „King of Rock'n Roll“ machten, erkannten in Jacksons Erfolgen nur den halben Platzsieg. „Für eine Frau ganz gut“, scheint die vergleichbare männliche Unverschämtheit zu sein. Daß das weiße Musikgeschäft Nutzen daraus ziehen kann, schwarze Musik als eben solche und damit Spezielle zu bezeichnen, liegt auf der Hand. Das wissen alle, die Vorteile davon haben, nur mit der Hälfte der Welt in Konkurrenz zu stehen.

Zehn Jahre nach Thriller hat der heute 34jährige inzwischen vielfach versucht, sich über rassistische Grenzen hinwegzusetzten. Mit dem Erfolg, musikalisch nicht mehr eindeutig auf afro- oder anglo-amerikanische Stile festgelegt zu werden. Kritik brachte ihm das nur aus den Reihen der Black Community. Und hier wie dort wurden über die Frage nach Michaels Geschlecht gern zweideutige Witze gelesen. Auch Jacksons mahnende Unterscheidung zwischen der phantasielosen Öde des Normaleinkommens und der Märchenpotenz eines zu verplempernden Vermögens war wohl überall ein Erfolg.

Genau beobachtet und hart bestraft wurde aber sein Versuch, solchen Blicken zu entkommen, die Menschen als Schwarze und Weiße unterscheiden, um soziale Übervorteilungen als naturgegebene Rassenkonflikte politisch auf sehr lange Bänke schieben zu können - siehe Los Angeles.

Je mehr sich Michael Jackson - wie tausende andere Afro-Amerikaner und -Amerikanerinnen in quälerischen Selbstversuchen - mit Hilfe der chirurgischen Medizin, ganz offensichtlich gegen den Begriff von Rasse wandte, desto heftiger wurde er in jedem Anzeigenblättchen daran erinnert, nicht weiß sondern immer schwarz zu sein. Photostrecken in Jugendzeitungen und Nachrichtenmagazinen verfolgten die Geschichte seines Gesichtes bis zu den Tagen der Jackson 5 zurück und teilten die Androgynität des Mannes eindeutig durch zwei.

Ganz so, als wäre sein Unternehmen doch glücklich verlaufen, sang Jackson in „Black or White“ auf seinem neuen Album Dangerous, daß es nichts bedeute, schwarz oder weiß zu sein. Ganz so, als wäre er in aller Menschen Augen der „King of Pop“. Tobias Levin

10.8., 20 Uhr, Volkspark-Stadion