Laster rücken an die Schlafzimmer

■ Baubehörde will Neuenlander Straße zur achtspurigen LKW-Trasse ausbauen / Alternative verworfen

Irgendwann im ersten Jahrzehnt des nächsten Jahrtausends sollen die lärmgeplagten AnwohnerInnen der Neuenlander Straße wieder ruhig schlafen können. Denn dann soll der Beton für die neue Autobahnverbidnugn A 281 gegossen sein und die Neuenlander Straße zur einspurigen „örtlichen Verbindungsstraße“ umgebaut sein. Doch bis dahin soll die Neuenlander Straße noch mehr vor allem Schwerlastverkehr aufnehmen. Dazu sollen drei Knotenpunkte auf insgesamt acht Fahrspuren verbrietert werden. Und zu dieser Lösung, die den Verkehr noch ein Stückchen näher an die Häuser heranführt, sieht der Leiter der Verkehrsabteilung beim Bausenator, Gerd-Axel Ahrens, „keine Alternative.“

Tag für Tag rollen mehr als 50.000 Autos über die Neuenlander Straße, darunter viele LKW's, die zum Güterverkehrszentrum wollen. In den Verkehrsspitzen gibt es regelmäßig Stopp and Go-Verkehr im vorderen Bereich der Straße. Um diesen Zustand vor Fertigstellung der Autobahn im nächsten Jahrtausend zu ändern, war in der Koalitionsvereinbarung eine andere Lösung angedacht. Parallel zur Neuenlander Straße sollte der Straßenzug Flughafendamm/Richard-Dunkel-Straße zur Senator-Appelt- Straße ausgebaut werden. „Aus funktionalen, terminlichen und finanziellen Gründen ist dies nicht sinnvoll“, lautet das Ergebnis einer Prüfung durch die Baubehörde. Diese Lösung sei kaum vor 1999 zu realisieren. Damit könnte die Trasse nur wenige Monate ungestört genutzt werden, da diese Flächen wenig später für

Bitte die volle Straße

Das Nadelöhr soll lastergängig gemacht werdenFoto: Jörg Oberheide

den Bau der A 281 benötigt würdden. Zudem müsse Bremen dafür Teile eines alten Firmengeländes (Kocks) erwerben, das ansonsten, für den Bau der A 281 vom Bund finanziert würde. Ahrens: „Das Geld würde uns dann für andere Maßnahmen wie den Bau der Straßenbahnlinie vier fehlen.“

So bleibt für die Baubehörde einzig der Ausbau der Neuenlan

der Straße. „Daß wir näher an die Häuser kommen, ist nicht wegzudiskutieren“, meinte Ahrens. Dies hat den Verkehrsplanern bereits den geballten Zorn von AnwohnerInnen und örtlichen Politikern ins Haus geholt. Und auchder BUND schaltete sich gestern in die Debatte ein und bezeichnete die Maßnahme als verkehrspolitischen Unsinn auf dem Rücken der

Neustädter.“ Statt die Neuenlander Straße auszubauen und später durch die A 281 zu ersetzen, solle gleich eine LKW-Trasse über die Richard Dunkel-Straße geführt werden und dann auf den Bau der Autobahn verzichtet werden.

Für die NeustädterInnen hat die Behörde ein kleines Trostpflaster anzubieten, den „passiver Lärmschutz.“ Das meint: Den

AnwohnerInnen sollen auf Antrag schallschluckende Fenster finanziert werden. Zudem geht Ahrens, davon aus, daß weniger Lärm und Abgase entstehen, wenn die Laster auf der Neuenlanderstraß rollen, statt ständig im Stau zu stehen. Und 500 zusätzliche Laster seien für die AnwohnerInnen der Neuenladerstraße eher zu verkraften, als für AnwohnerInnen kleiner Straßen, die bei Stau als Schlupflöcher genutzt werden. Ahrens: „Wir müssen mit den Konsequenzen der Gewerbeansieldung so gut es eben geht fertigwerden.“ Bremen selbst könne wenig dazu beitragen, daß der prognostizierte Anstieg des LKW-Verkehrs an der Stadt vorbeiläuft.

Wenn Beirat und AnwohnerInnen, die derzeit Protestunterschriften sammeln, die Pläne nicht noch verhindern, sollen die Bauarbeiter im Sommer 1993 an den Knotenpunkten B75/ Neuenlander Straße und Langemarckstraße anrücken. 1994 wäre dann die Kreuzung Friedrich-Ebert- Straße an der Reihe.

Und noch eine weitere Straßenbaumaßnahme verkündete die Baubehörde gestern. Die B 75 (Oldenburger Straße) soll zwischen den Rampen Neuenlander Straße und Wester Straße (Becks- Gelände) eine dritte Fahrspur bekommen. Den AnwohnerInnen, soll dies mit einer Lärmschutzwand schmackhaft gemacht werden. Auch hier soll 1993/94 gebaut werden. hbk